Hohenzollern ganz aus Marmor
Schloss Oranienburg und das Bode-Museum bieten gekrönten Häuptern ein edles Ambiente



Das Schloss Oranienburg war vor über 300 Jahren eines der prächtigsten Paläste weit und breit, nach dem Tod des Prinzen August Wilhelm im Jahr 1758 verlor das Königshaus sein Interesse an der Residenz, und so waren Verfall und Verlust nur noch eine Frage der Zeit. Erst in unseren Tagen mauserte sich das von Dach bis Keller renovierte Bau- und Kunstdenkmal zu einem attraktiven Besuchermagneten.



Luise Henriette war eine Prinzessin von Oranien, nach ihr wurden das Schloss und die märkische Stadt im Norden von Berlin benannt.



Dass der Kopf des ersten Preußenkönigs Friedrich I. (links) vermutlich mit einem vergoldeten Lorbeerkranz geschmückt war, wird durch kleine Löcher in der Perücke angedeutet. Die überlebensgroße Marmorfigur des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg schmückte im 17. Jahrhundert einen Brunnen im Berliner Lustgarten und gelangte nach etlichen Zwischenstationen ins Oranienburger Schloss.



In der Kleinen Kuppelhalle des Bode-Museums hält Friedrich der Große Wache. Die Marmorfigur ist eine Kopie des von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Originals. Neben ihm haben links Fürst Leopold von Anhalt-Dessau und rechts der Reitergeneral Hans-Joachim von Zieten Aufstellung genommen.(Fotos: Caspar)

Der Name des Oranienburger Schlosses geht auf die Kurfürstin Luise Henriette, geborene Prinzessin von Oranien, zurück. Ihr Gemahl, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, hatte ihr 1652 die Herrschaft Bötzow geschenkt, das dann errichtete Schloss erhielt den Namen Oranienburg, der dann auf die ganze Stadt übertragen wurde. Die als klug, umsichtig, mildtätig und fromm geschilderte Landesmutter machte aus dem Besitz nördlich von Berlin eine Art "Holland im Kleinen". Zahlreiche niederländische Bauern und Handwerker wurden angesiedelt und mit vielfältigen Privilegien ausgestattet. Das kurfürstliche Paar ermunterte Gutsbesitzer, den Neuankömmlingen attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu geben und ihnen Land zu übereignen. Niederländische Kanalbauer legten Sumpfgebiete trocken, und so kann man auch heute noch in der Nähe von Oranienburg schnurgerade Wasserstraßen aus jener Zeit bestaunen.

Das von einem Graben umgebene Schloss, der erste Bau dieser Art in der Mark Brandenburg nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde von Blumen und Bäumen eingefasst, und auch der Gemüse-, Hopfen- und Obstanbau erlebte einen bis dahin ungekannten Aufschwung. Prächtig war der Schlossgarten mit Figuren, Brunnen, Grotten und Bögen ausgestattet. Bei so viel Sorge um die neue Heimat verwundert es nicht, dass die Oranienburger ihrer Namenspatronin zweihundert Jahre nach der Umbenennung der Stadt ein Denkmal errichteten. Es bestand aus dem im 19. Jahrhundert beliebten Zinkguss, der billiger als Bronze war. Da sich die gegen Umwelteinflüsse sehr empfindliche Skulptur in DDR-Zeiten in einem beklagenswerten Zustand befand, war eine umfassende Restaurierung notwendig. Sie erfolgte in der Bildgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin und umfasste sowohl den Bau eines neuen Stützkorsetts im Inneren, weshalb die Figur in drei Teile zerlegt und wieder verschweißt werden musste, als auch die Schließung zahlreicher Risse und Löcher. Zum Schluss erhielt das Bildwerk eine galvanoplastische Bronzierung, so dass es jetzt wieder aussieht, als sei es eben erst enthüllt worden.

Vergoldeter Lorbeerkranz im lockigen Haar

Kurfürst Friedrich III., der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten und seiner Gemahlin Luise Henriette, lebte oft und gern im Oranienburger Schloss, das auf das Prächtigste ausgestattet war. Sein 1692 von Gabriel Grupello geschaffenes Denkmal aus Marmor war ursprünglich für die zu Kurbrandenburg gehörenden Stadt Kleve bestimmt, kann aber jetzt im Oranienburger Schloss bewundert werden. Der wie ein römischer Imperator kostümierte Hohenzoller, der sich seit seiner Königskrönung am 18. Januar 1701 Friedrich I. nannte, ist ein treffliches Beispiel dafür, wie man in der Barockzeit fürstliche Personen öffentlich präsentierte. Der Herrscher blickt in die imaginäre Ferne, seine rechte Hand hält einen (nicht mehr vorhandenen) Feldherrnstab, die linke Hand ist stolz in die Hüfte gestemmt. Dass es sich um einen regierenden Landesfürsten und einen Heerführer handelt, unterstreichen der über den Prunkpanzer geworfene Hermelinmantel und ein am rechten, leicht eingeknickten Bein aufgestellter Helm mit Federbusch. Kleine Bohrungen im lockigen Haupthaar weisen darauf hin, dass der Herr über Kurbrandenburg einen vermutlich vergoldeten Lorbeerkranz auf dem Kopf getragen hat.

Die Statue wurde im Zusammenhang mit den preußischen Krönungsfeierlichkeiten anno 1701 in Oranienburg enthüllt. Nach der Krönung hatte dort das neue Königspaar Station gemacht, bevor es weiter nach Berlin und Potsdam zog. Die "Marmel-Säule" war am Ende einer Straße mit drei Ehrenpforten aufgerichtet worden. "Das Bildniß stand im Königlichen Ornat, mit einem Lorbeer-Crantz auf dem Haupt [und ist am] 19. Mertz 1701 unter Läutung der Glocken, Lösung der Geschütze und dreimaliger Salve der Soldateque und Bürgerschafft so in Gewehr paradierten, aufgerichtet worden".

Bis 1718 stand das Denkmal vor dem Oranienburger Schloss, dann wurde es nach Charlottenburg gebracht und im Garten als Pendant einer Marmorstatue des Großen Kurfürsten von François Dieussart auf der Gartenterrasse aufgestellt. Zum Glück für den empfindlichen Marmor hat man beide Figur später ins Berliner Schloss gebracht. Nach dem Abriss der Ruine 1950 erhielten die Statuen Asyl in der Gruft des Berliner Doms und kamen 1968 ins Untere Vestibül des Neuen Palais im Potsdamer Park von Sanssouci. Die Rückführung nach Oranienburg vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einer großen Oranierausstellung stellte gewissermaßen den historischen Zustand wieder her. Ein von Andreas Schlüter für den Innenhof des Berliner Zeughauses geschaffenes Denkmal des prachtliebenden und baufreudigen Friedrich III./Friedrich I. steht im Charlottenburger Schlossgarten neben Friedrich dem Großen, dessen Standbild von Johann Gottfried Schadow geschaffen wurde. Beide Statuen sind allerdings Bronzenachgüsse der Marmor-Originale.

Schmuck im Brunnen des Berliner Lustgartens

Das erwähnte Marmorstandbild des Großen Kurfürsten im Schloss Oranienburg stammt aus dem Jahr 1652 und ist damit 40 Jahre älter als das seines Sohns Friedrich III./I. und schmückte ursprünglich ein Wasserbecken im Berliner Lustgarten. Auftraggeberin war die Kurfürstin Luise Henriette, geborene Prinzessin von Oranien. Dargestellt ist der jugendlich wirkende Herrscher im vollständigen Harnisch mit einer über die rechte Schulter zur linken Hüfte gelegten Feldbinde. Der Kurhut und der mit Federn geschmückte Helm weisen ihn sowohl als Mitglied des zur Kaiserwahl berechtigten Kurfürstenkollegiums als auch als brandenburgischen Landesherrn aus. Feldbinde, Helm, Schwert und Feldherrnstab unterstreichen seinen militärischen Rang.

Bleibt zu erwähnen, dass im Berliner Schloss außer diesen überlebensgroßen Hohenzollernfiguren weitere Herrscherdenkmäler aus Marmor aufgestellt waren - Julius Caesar, Kaiser Constantin, Karl der Große und Rudolf von Habsburg. Indem die Regenten von Brandenburg und Preußen in einer Linie mit diesen Persönlichkeiten aufgestellt wurden, unterstrichen sie die historische Legitimation und Kontinuität ihrer Herrschaft sowie ihre Machtansprüche innerhalb der Fürstenriege im Heiligen römischen Reich deutscher Nation. Erwähnt sei, dass lange Zeit nur regierenden Landesfürsten das Privileg zustand, in öffentlichen Raum durch ein Standbild oder ein Reiterdenkmal verherrlicht zu werden. Erst unter Friedrich dem Großen, der von sich selber keine solche Ehrung wünschte, wurde der Personenkreis auf herausragende Feldherren erweitert. Erst nach dem Tod des Preußenkönigs am 16. August 1786 wurden Planungen für ein solches Monument in Angriff genommen.

König hält im Bode-Museum Wache

Schadow hatte den Auftrag für die Statue von den pommerschen Landständen erhalten. Er bekam für seine Arbeit zwar viel Lob, musste aber mehrere Jahre dafür kämpfen, bis man seine Arbeit mit etwa 6000 Talern bezahlte, denn die Zeiten waren schlecht, und Preußen hatte bedeutende Ausgaben für seinen Krieg gegen das revolutionäre Frankreich. Das Denkmal stand ursprünglich auf dem Königsplatz in Stettin, doch wurde es, schon recht verwittert, erst 1875 in das Ständehaus, das ehemalige Palais Friedrichs des Großen in Stettin, umgesetzt und auf dem Platz durch einen Bronzeabguss ausgetauscht.

Geht man im Bode-Museum die Treppe hoch, dann sieht man eine von dem Berliner Bildhauer Franz Tübbecke nach dem Stettiner Original geschaffene Kopie der Schadow'schen Statue. Die Nachbildung war 1902 vom damaligen Generaldirektor der Königlichen Museen, Wilhelm von Bode, als Hommage an den Preußenkönig und seine Mühen um die Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft und sowie die Kunstsammlungen der Hohenzollern in Auftrag gegeben worden. Zum Schmuck der im Stil des preußischen Rokoko dekorierten Kleinen Kuppelhalle gehören überdies sechs marmorne Generalsfiguren, die Friedrich der Große ursprünglich auf dem Berliner Wilhelmplatz hatte aufstellen lassen, sowie zwei Marmorfiguren aus dem Park von Sanssouci.

2. Januar 2017

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