Treuer Vasall des französischen Kaiser
Fürst Carl von Isenburg-Birstein ließ 1811 Repräsentationsmünzen prägen und war Arbeitgeber eines berühmten Fälschers











Die Münzen des Fürsten Carl von Isenburg-Birstein wie dieser Reichstaler sind selten und teuer. Oben ein Reichstaler, darunter ein Dukat sowie ein Sechskreuzerstück von 1811.



Das von Löwen flankierte Wappen der Fürsten zu Isenburg-Birstein besteht aus weißen und schwarzen Streifen und liegt auf einem Hermelinmantel. Die Fürstenkrone ist ebenfalls mit Hermelin besetzt.



Becker hat seine Talente leider zur Herstellung antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Münzen vergeudet.



Karl Wilhelm Becker widmete 1810 seinem Arbeitgeber "in innigster Verehrung" diese Medaille. (Fotos/Repros: Caspar)

Das kleine Fürstentum Isenburg mit der Hauptstadt Offenbach unweit der Freien und Reichsstadt Frankfurt am Main war kaum 1000 Quadratkilometer groß. Landesherr war Fürst Carl von Isenburg-Birstein, der dem französischen Kaiser Napoleon I. als General zu Diensten war und auch dem 1806 von diesem gegründeten Rheinbund angehörte. Der Fürst ließ 1811 Münzen prägen, um seine Stellung als Mitglied des Rheinbundes zu unterstreichen. Die wohl nur aus Gründen der fürstlichen Repräsentation geprägten einfachen und doppelten Dukaten, die Reichstaler sowie Zwölf- und Sechskreuzerstücke sind selten und werden hoch bezahlt. Carl zu Isenburg stand loyal zu seinem Gönner Napoleon I. und kämpfte für ihn als General in Spanien, dessen Bewohner sich gegen die französische Fremdherrschaft erhoben hatten.

Das Festhalten in unverbrüchlicher Nibelungentreue an Frankreich wurde dem Fürsten nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 verübelt und als unpatriotisch angekreidet, vergleichbar mit der Kritik am sächsischen König Friedrich August I., der als treuer Vasall seine Soldaten vom 16. bis 18. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig an der Seite Napoleons I. kämpfen und verbluten ließ und in preußische Gefangenschaft geriet. König Friedrich Wilhelm III. eignete sich auf dem Wiener Kongress 1814/15 sächsische Landesteile an, worauf sich seine neuen Untertanen selbstironisch "Beutepreußen" nannten. Auch andere Fürstlichkeiten wurden zur Verantwortung gezogen, weil sie sich zu sehr mit dem Franzosenkaiser gemein gemacht hatten.

In der napoleonischen Ära verlor die Freie Stadt Frankfurt am Main kurzzeitig ihre Eigenständigkeit und wurde dem Gebiet des von Fürstprimas Carl von Dalberg geführten, unter französischem Protektorat stehenden Rheinbundes zugeschlagen. Der frühere Kurfürst von Mainz und Bischof weiterer geistlicher Territorien avancierte zum Großherzog von Frankfurt und Primas der deutschen Kirche. Er war überaus rege in sozialen und karitativen Bereichen, etwa als er die Kuhpockenimpfung einführte, kümmerte sich um Wirtschaft und Industrie in den ihm unterstehenden Territorien und gründete eine Kunstschule. Dessen ungeachtet verlor Dalberg nach den Befreiungskriegen seine weltlichen Besitzungen und widmete sich bis zu seinem Tod 1819 in Regensburg seinen geistlichen Ämtern. Zu sehr in die napoleonischen Machtstrukturen verwickelt, aber auch von ihnen profitierend, war er als einer der Verlierer der Befreiungskriege für deren siegreichen Mächte erledigt.

Ähnlich erging es dem Fürsten Carl von Isenburg-Birstein. Aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses gelangte sein kleines Reich "wegen bewiesener Anhänglichkeit an Napoleon" unter österreichische Oberhoheit und gelangte schließlich an Preußen. Damit hatte der bereits in jungen Jahren wegen seines aufwändigen Lebensstils hoch verschuldete Carl seine auch durch die wenigen unter seiner Herrschaft in Frankfurt am Main geprägten Münzen und Medaillen bekundete Souveränität verloren. Das Schicksal des unglücklichen Sachsenkönigs vor Augen, floh er in die Schweiz, um sich dann aber im Odenwald niederzulassen, wo er seine letzten Jahre verbrachte.

Da der Fürst hohe Schulden abzustottern hatte, dürften seine Lebensumstände nicht gerade üppig und glanzvoll gewesen sein. In Isenburg tauchte eine Medaille auf mit dem Monogram des Fürsten und folgender äußerer Umschrift FRUCTUS LIBERTATIS GERMANIA PROMISSAE und innerer Umschrift P E U OE V B M V M A R, was Preußen England Und OEsterreich Vereint Bringen Mich Um Mein Angestammtes Recht bedeutet. Diese Medaille dürfte den Siegermächten und speziell auch Preußen kaum gefallen haben.

Der Münzsammler Carl zu Isenburg wäre sicher vergessen wie so viele Duodezfürsten seiner Zeit auch, wäre ihm nicht der berühmt-berüchtigte Münzfälscher Karl Wilhelm Becker als Hofrat zu Diensten gewesen. Es wird berichtet, dass der Fürst von seinem Einsatz in Spanien westgotische Münzen mitgebracht hat, die Becker als Vorlagen für Stempel missbrauchte, mit denen er seine Falsifikate prägte. Das ist verwunderlich, denn eigentlich hatte sich der Meisterfälscher auf alte Griechen und Römer sowie auf die Nachahmung deutscher Mittelaltermünzen spezialisiert. Es wird erzählt, dass Becker seine falschen Eulenmünzen und was sonst er noch mit großer Kunstfertigkeit fabrizierte, in einer Kiste unter seiner Kutsche verstaute, wo sie sich an Metallsplittern rieben und künstliche Gebrauchsspuren.

Als ruchbar wurde, dass er alte Münzen fälscht, entschuldigte er sich mit der Behauptung, er wolle Sammlern nur einen Gefallen tun, für die die Originale unerschwinglich sind. Des Meisterfälschers Machwerke können keinen Schaden mehr anrichten, denn sie wurden bald nach seinem Tod im Jahr 1830 publiziert. Die von ihm benutzten Stempel gelangten ins Berliner Münzkabinett, das einige in seiner ständigen Ausstellung im Bode-Museum zeigt.

10. Dezember 2019

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