Silbergigant für einen bedeutenden Denker
Staatliche Münze Berlin brachte zum 200. Geburtstag von Karl Marx große und kleine Medaillen heraus



Prägefrisch wird die silberne Marx-Medaille in der Staatlichen Münze Berlin für 29,90 Euro angeboten.



Die Graveurinnen Stefanie Lindner (links) und Laura Nicklaus präsentierten auf der World Money Fair den silbernen Giganten mit dem Marx-Porträt, Kostenpunkt 75 000 Euro.



Der im Berliner VEB Münze der DDR hergestellte Karl-Marx-Orden war die höchste Auszeichnung des zweiten deutschen Staates.



Die DDR und die Bundesrepublik Deutschland haben Marx 1968 und 1983 durch unterschiedlich gestaltete Gedenkmünzen geehrt.



Das nach einem Entwurf von Ludwig Engelhardt geschaffene und 1986 auf dem Marx-Engels-Forum enthüllte Marx-Engels-Denkmal wurde 2010 im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahnlinie 5 eine andere Stelle mit Blick auf das Humboldt Forum versetzt.



Das mit einer Bronzetafel geschmückte Geburtshaus von Karl Marx in Trier ist ein Museum und lädt zum Besuch ein. (Fotos: Caspar)

Die Staatliche Münze Berlin hat eine Silbermedaille zum 200. Geburtstag von Karl Marx in drei Größen hergestellt. Der Silber-Gigant mit einem Gewicht von 2.000 Unzen, was mehr als 60 Kilogramm entspricht, besteht aus Feinsilber in der Reinheit von 999/1000) und wurde Anfang Februar 2018 als einzigartiges Beispiel deutscher Prägekunst auf der Internationalen Münzenmesse World Money Fair in Berlin im Estrel Congress Center gezeigt. Nach einem Entwurf von Stefanie Lindner gestaltet, zeigt der Silbergigant mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern und einer Stärke von etwa 50 Millimetern das Bildnis des am 5. Mai 1818 in Trier geborenen Vordenkers des Sozialismus und Kommunismus und radikale Kritiker des kapitalistischen Systems. Auf der Rückseite erkennt man den deutschen Bundesadler mit den auf seinen Körper und die Flügel gelegten Wappen der 16 Bundesländler.

Die von Karl Marx mit seinem Freund und Mitstreiter Friedrich Engels entwickelten Theorien und Forderungen für die Errichtung einer Diktatur des Proletariat in einer Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Frieden bestimmten maßgeblich die Geschichte des 20. Jahrhunderts, und sie wurden in der Sowjetunion und nach dem Zweiten Weltkrieg in deren Satellitenstaaten einschließlich der DDR systematisch und schamlos missbraucht, um die dort allmächtige Einparteien zu legitimieren. Wie Andreas Schikora, der Leiter des Traditionsbetriebs erklärt, hat die Berliner Münzprägestätte Erfahrungen mit Marx-Prägungen aller Art. Neben Marx-Münzen und -Medaillen wurde im bis 1990 bestehenden VEB Münze der DDR mit dem Karl-Marx-Orden auch die höchste Auszeichnung des zweiten deutschen Staates hergestellt. "Karl Marx gehört zu den größten Deutschen, und so ist es für die uns selbstverständlich, diesen Giganten mit einer gigantischen Prägung zu würdigen", sagte Schikora bei der Präsentation des Silberstücks.

Neben der 2.000-Unzen-Version wurde auf der World Money Fair auch eine motivgleiche Medaille in den Gewichten von einer Unze, etwa 33 Gramm, in einem Kilogramm Feinsilber angeboten. Die Riesenausgabe kostet 75 000 Euro, das Ein-Kilo-Stück ist für 699 Euro zu haben, und am preiswertesten ist mit 29,90 Euro die Unze mit einem Durchmesser von 38 Millimetern. Alle Marx-Ausgaben und weitere Medaillen können auch im Shop der Münzanstalt in der Ollenhauer Straße 97, 13403 Berlin, Telefon 030-231 40 638 gekauft werden. Wie von den Graveurinnen Stefanie Lindner und Laura Nicklaus zu erfahren war, wurden die Konturen des Silbergiganten nicht durch Prägung gewonnen, sondern durch Fräsen. Diese Arbeit dauerte bei der Vorderseite etwa drei und bei der Rückseite rund fünf Tage.

Die DDR hat Karl Marx und Friedrich Engels hoch in Ehren gehalten. Ihre Losungen waren allgegenwärtig, keine Politikerrede, die nicht mit Zitaten der "Klassiker" gewürzt worden wäre. In Bronze gegossen fanden sie im Herzen Berlins Aufstellung, und sie wurden auch mit Gedenkmünzen bedacht. Die fünfte, von Gerhard Rommel und Axel Bertram gestaltete Prägung dieser Art in der 1966 begonnenen Serie kam 1968 heraus und zeigt einen nach links blickenden Marx-Kopf. Es folgte 1983 ein Zwanzig-Mark-Stück ebenfalls mit Marx-Kopf und dem berühmten Zitat aus den Feuerbach-Thesen. "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern." Sammler wissen, dass es damals für DDR-Bewohner schwer war, ein Exemplar zu ergattern. Die Auflage betrug nach Katalogangaben über 76 000 Exemplare, von denen allerdings klammheimlich über 23 000 Stück wieder eingeschmolzen wurden, weil man das Silber für die Herstellung weiterer Münzen benötigte. Dieser Fakt wurde allerdings erst nach dem Ende der DDR bekannt, als man Einsicht in die geheimen Akten der Staatsbank nehmen konnte.

Die neuen Gedenkstücke von 1966 und den folgenden Jahren unterschieden sich in künstlerischer Hinsicht und technischer Ausführung von allem, was damals international auf dem Markt war. Da man bei den Silbermünzen mit Absicht auf das Randstäbchen verzichtete, welches die Münzbilder vor Abrieb schützt und auch das Stapeln der Geldstücke erleichtert, wurden die Porträts und andere Motive auf der Bildseite in einer flachen Mulde oder Schüssel untergebracht. Das bereitete Künstlern und Münztechnikern manche Probleme, und viele Probeprägungen und Berechnungen waren nötig, bis diese ungewöhnliche, aber im Ergebnis sehr ansehnliche Methode gelang. Mit der Schaffung der schüsselförmigen Münzen betraten die damaligen Künstler und der VEB Münze der DDR kein Neuland, denn das Verfahren wurde seit den 1950er Jahren bei den frühen Auszeichnungsmedaillen angewandt.

Die Bundesrepublik Deutschland brachte 1983 ein ebenfalls mit dem Kopf von Karl Marx geschmücktes Fünf-Mark-Stück heraus, das von Erich Ott gestaltet und in Hamburg mit dem Münzzeichen J geprägt wurde. Sowohl diese Prägung zum einhundertsten Todestags des Philosophen und Gesellschaftstheoretikers wie auch viele andere bundesdeutsche Ausgaben und die meisten DDR-Gedenkmünzen sind im Handel und auf Messen preiswert zu haben. Nachdem das Hartgeld des 1990 untergegangenen Arbeiter-und-Bauern-Staats in den 1990-er Jahren einen bemerkenswerten Höhenflug erlebt hatte, pendelte es sich, von seltenen Ausnahmen und Probeprägungen abgesehen, im zweistelligen Eurobereich ein.

2. Februar 2018

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