Mensch, Natur und Technik
Münzen und Medaillen auf nationale und internationale Ausstellungen sind beliebte Sammelthemen



Die großartigen Paläste für die internationalen Ausstellungen in London 1851 und Paris 1855 waren mit neuestem Komfort ausgestattet. Selbstverständlich hat man sie auch auf Medaillen dargestellt.



Auf der Londoner Weltausstellung von 1851 haben zahlreiche Länder gezeigt, was bei ihnen neu, auffällig und gut für den internationalen Handel ist und auf Auszeichnungen hoffen lässt.



Die Maschinenbaufirma von Diederich und Heinrich Uhlhorn aus Grevenbroich nahe Köln war 1851 und 1861 auf den Weltausstellungen im Londoner Kristallpalast mit ihren in vielen Münzanstalten eingesetzten Kniehebelpresse erfolgreich vertreten.



Die Firma machte auf Medaillen in der Art von Talern und Doppeltalern Reklame für ihre "Uhlhörner". Die Wiener Medaille rechts zeigt eine Frau an der damals hocheffektiven Prägemaschine arbeitend.



Das silberne Zehn-Mark-Stück von 2000 anlässlich der Expo in Hannover (rechts) könnte der Ausgangspunkt einer interessanten Sammlung mit Münzen und Medaillen zum Thema Ausstellungen werden, in der sich auch die Londoner Zinnmedaille von 1851 gut machen würde.



Die Kupfermedaille zur Gewerbeausstellung von 1844 im Berliner Zeughaus wurde als Trostpreis für Leute ausgegeben, die bei einer Lotterie ausgegangen sind. Die Turiner Zinnmedaille von 1884 zeigt, welch gestalterischer Aufwand bei Ausstellungsmedaillen betrieben wurde.







Das Plakat mit dem Hammer in der Arbeiterfaust warb 1896 für die Gewerbeausstellung im Berliner Ortsteil Treptow. Besucher bekamen Souvenirmedaillen mit dem Hinweis auf Ballonfahrten, an denen ganz mutige Besucher teilnehmen konnten. (Fotos/Repro: Caspar)

Ein bei Sammlern besonders beliebtes Thema sind nationale und internationale Kunst- und Gewerbeausstellungen sowie Weltausstellungen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich in prächtigen Palästen quasi wie in einer Nussschale große und kleine Industriebetriebe, aber auch Künstler, Kunsthandwerker, Erfinder, Gewebetreibende und viele andere Personen einzeln und mit ihren Firmen samt ihren Angeboten präsentiert. Wenn dann der eine oder andere Aussteller mit einer Preismedaille oft aus Gold ausgezeichnet wurde, war das eine hervorragende Werbung. Die Ehrung wurde in Annoncen und Angebotskatalogen oder auf den jeweiligen Erzeugnissen durch Abbildung der betreffenden Medaille ausführlich gewürdigt. Die Medaillen bilden vielfach das Oberhaupt des Staates ab, in dem die Ausstellung stattfand. Sie wurden aufwändig mit Allegorien geschmückt, die die Segnungen friedlichen Handels und Verkehrs, aber auch Industrieerzeugnisse feiern. Da die Besucher solcher Ausstellungen gern auch ein Andenken nach Hause nehmen wollten, hat man für sie spezielle Erinnerungsmedaillen hergestellt, von denen manche auch heute recht preiswert zu haben sind. Wenn man eine solche Prägung mit dem originalen Etui und der Verleihungsurkunde bekommt, ist das Sammlerglück perfekt.

Die Reihe der Städte, die seit 1851, beginnend mit London, eine Weltausstellung ausgerichtet haben, ist lang, doch ist Berlin nicht darunter. Zwar gab es dort schon 1844 eine Gewerbeausstellung, aber sie war nur eine eher regionale Veranstaltung. Medaillensammlern ist die Prägung aus Silber oder Kupfer mit einer sitzenden Borussia auf der Vorderseite und einer schnaufenden Eisenbahn bekannt. Um sie herum werden in einem Kranz sechs Errungenschaften des Industriezeitalters wie die Dampfschifffahrt, der mechanische Webstuhl und die Dampfmaschine gewürdigt. Teilnehmer einer Tombola, die eine Niete gezogen hatten, erhielten die bis heute häufige Kupferversion als Trostpreis.

Chance wurde nicht genutzt

Es verwundert, warum man nach der Einigung von 1871 in der jungen Reichshauptstadt Berlin die Chance verstreichen ließ, die Welt zu sich einzuladen und zu zeigen, was deutsche und ausländische Industrie, Landwirtschaft und Gewerbe aktuell zu bieten haben. Ein Blick in die Historie zeigt, dass Berliner Industrielle, Gewerbetreibende, Künstler, Kunsthandwerker und viele andere Personen an der Ausrichtung einer Weltausstellung interessiert waren. Wünsche, die aufblühende Metropole durch ein solches Ereignis zu "adeln", gab es schon in den 1880-er Jahren. In einer 1879 im Berliner Ortsteil Moabit veranstalteten Gewerbeausstellung zeigten Industrie und Handwerk ihr ganzes Können. In guter Erinnerung ist die Schau auch deshalb, weil hier die erste, von der Firma Siemens & Halske gebaute elektrische Bahn probeweise fuhr und die Besucher in Erstaunen versetzte. Unter dem Eindruck der großen Resonanz und des Lobs vieler ausländischer Gäste wurde noch im gleichen Jahr ein Verein gegründet, der die Werbetrommel für eine Weltausstellung im Jahr 1885 schlug.

Indes, die Befürworter des Projekts hatten nicht mit dem Widerstand der Reichsregierung, des Centralverbands Deutscher Industrieller und weiterer einflussreicher Gremien gerechnet. Sie schoben die zu erwartenden hohen Kosten vor, die nach ihrer Meinung in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen und wiesen darauf hin, dass ähnliche Veranstaltungen im Ausland meist ein Verlustgeschäft waren. Ein solches Defizit könne sich das Deutsche Reich nicht leisten, hieß es bei den Gegnern des ehrgeizigen Projekts. Dessen Fürsprecher verwiesen auf die beflügelnde Wirkung eines friedlichen Austauschs zwischen den Nationen und auf die wirtschaftlichen Impulse durch das Kennenlernen anderer Länder und ihrer Erzeugnisse. All die schönen Argumente verfingen nicht. Die Reichsregierung und nach ihr der Reichstag ließen 1881 und 1882 die Ausstellungspläne platzen. Die Ablehnung Berlins als Austragungsort einer Weltausstellung hatten sicher auch mit partikularistischen Vorbehalten rheinisch-westfälischer und süddeutscher Industrieller gegenüber der aufstrebenden Reichshauptstadt und der Sorge zu tun, sie könnte als Konkurrentin allzu mächtig werden und den eigenen Geschäfte schaden.

Arbeiterhand mit erhobenem Hammer

Nach dem Thronwechsel von 1888, als nach dem Tod von Wilhelm I. und Friedrich III. dessen Sohn Wilhelm II. an die Spitze Preußens und des Deutschen Reiches gelangte, machte sich eine einflussreiche Unternehmergruppe Hoffnung, den an Industrie, Technik und Kunst interessierten jungen Kaiser für ihre Weltausstellungspläne einzunehmen. Doch Wilhelm II. hatte andere Ziele. Er brauchte Geld für die Aufrüstung, die Vergrößerung des deutschen Heers und den Bau von Kriegsschiffen. Außerdem hatten inzwischen bedeutende Weltausstellungen in Amsterdam, Chicago und Mailand stattgefunden, und es war eine weitere für Paris zur Hundertjahrfeier der Revolution von 1789 geplant. Die Befürworter der Berliner Weltausstellung ließen sich von Rückschlägen nicht beirren und bereiteten statt ihrer eine große Gewerbeausstellung für 1896 vor, die dann tatsächlich vom 1. Mai bis 15. Oktober dieses Jahres stattfand. Beworben wurde die durch ein von dem bekannten Grafiker und Schriftgestalter Ludwig Sütterlin entworfenes Plakat, auf dem eine Arbeiterhand mit Hammer vor blauem Grund aus der Erde emporwächst.

Als die Schau eröffnet war, zeigten sich die Besucher beeindruckt. Bekannte Architekten hatten auf einer Fläche von 900 000 Quadratmetern ein Stück Alt-Berlin mit der Stadtmauer sowie historischen, aus Holz, Gips und Pappe gebildeten Gebäuden darin gestaltet. Altägyptisches Flair vermittelte die Station Kairo, wo man Pyramiden der Pharaonen, aber auch einen Basar und einen Harem bewundern konnte. Hinzu kamen Alpenpanoramen, auf dem Wasser schaukelnde Schiffe, ein Vergnügungspark für gehobene Ansprüche, wie es in der Werbung hieß, diverse Restaurants und weitere Attraktionen. Mit einem Aufwand von mehreren Millionen Mark wurde außerdem die Infrastruktur rund um den Treptower Park für den erwarteten Besucheransturm fit für das 20. Jahrhundert gemacht. Ein steinerner Zeuge für die Mühen um schnelle Erreichbarkeit des Ausstellungsparks "im fernen Osten" ist die im mittelalterlichen Stil errichtete Oberbaumbrücke, ein wichtiges Verbindungsstück zwischen den Stadtteilen Friedrichshain und Kreuzberg.

24. Oktober 2018

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