Die Schönheit der großen Stadt
Stiftung Stadtmuseum Berlin hat sich für 2018 viel vorgenommen und treibt den Umbau von zwei Häusern am Kölnischen Park voran



Der von Lyonel Feininger 1912 gemalte Gasometer in Schöneberg und der Potsdamer Platz, wie ihn Rainer Fetting 1993/4 gesehen hat, werden in Kürze im Museum Ephraimpalais ausgestellt.



Ausstellungskurator Dominik Bartmann hat "Schönheiten der großen Stadt" zusammengetragen und freut sich auf ein gut besuchtes Museum Ephraimpalais.



Das Märkische Museum am Köllnischen Park wird bei laufendem Besucherverkehr saniert und für neue Aufgaben ertüchtigt.



Im Marinehaus gegenüber nehmen die Sanierungsarbeiten einen guten Verlauf. In dem Gebäude aus der Kaiserzeit wird künftig viel experimentiert.(Fotos: Caspar/Repros: Stadtmuseum Berlin)



Die Stiftung Stadtmuseum Berlin konnte Dokumente aus dem Nachlass des großen Theatermannes Max Reinhardt erwerben und hat einige Kostproben bei der Pressekonferenz im Märkischen Museum gezeigt.

Paul Spies, der Chef der Stiftung Stadtmuseum Berlin, blickt zufrieden auf das vergangene Jahr zurück und freut sich auf neue Ausstellungen sowie Forschungs- und Bauprojekte. Während im über hundert Jahre alten Märkischen Museum am Köllnischen Park verschiedene Räume und Abteilungen nach und nach um- und ausgebaut werden und das ganze Haus behindertengerecht umgestaltet wird, sind die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im benachbarten Marinehaus nach einer quälend langen Anlaufphase in vollem Gang. Bei der Jahrespressekonferenz im Märkischen Museum machten Spies und Dominik Bartmann am 31. Januar auf die Sonderschau "Die Schönheit der großen Stadt - Berliner Bilder von Gärtner bis Fettig" neugierig, die am 23. Februar im Museum Ephraim-Palais eröffnet wird. Sie knüpft an die jetzt im Märkischen Museum erfolgreich beendete Ausstellung über "Berlin im Jahre 1937" an, über eine Zeit, in der sich das NS-Regime auf Aggressionen und Überfälle vorbereitete, die sich zum Zweiten Weltkrieg auswuchsen.

Der Titel der neuen, mit 120 bedeutsamen Gemälden vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart bestückten Ausstellung im Ephraimpalais stammt von einem 1908 erschienenen Buch des Philosophen und Architekten August Endell, das zum Sehen und Gestalten der Großstadt einlädt. Endell, dem unter anderem Fassaden im Hof 1 der Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte zu verdanken, schildert darin die menschliche Vielfalt in der damaligen Reichshauptstadt und lobt sie trotz aller Hässlichkeiten und dunklen Ecken als "Wunder an Schönheit und Poesie". Ausgehend vom Grundgedanken dieser durch die bis zum 26. August 2018 laufende Ausstellung wieder ins öffentliche Bewusstsein gehobenen Schrift zeigt die Ausstellung, wie Künstlerinnen und Künstler seit 200 Jahren städtische und soziale Strukturen sahen und sehen.

Das Stadtmuseum zeigt markante Werke von Eduard Gaertner, Lovis Corinth, Max Beckmann, Lyonel Feininger, Lesser Ury, Jeanne Mammen, Barbara Quandt, Rainer Fetting und vielen anderen. Beim Rundgang wird man Straßen- und Dachlandschaften, die Schönheit von Brandmauern und Bahnhöfen, von rauchenden Fabrikschloten und belebten Plätzen erleben. Zu sehen sind Menschen vor und in Häusern sowie mit Wasser und Natur im Hintergrund. Selbstverständlich führt die Ausstellung durch die vom Krieg geschundene Stadt und zeigt, wo sie von der 1961 errichteten Mauer zerschnitten wurde und wie sie von den Menschen davor und dahinter wahrgenommen wurde. Das Stadtmuseum hält ein umfangreiches Begleitprogramm bereit und lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, anhand der Bilder den eigenen Blick auf das Wesen der Stadt hinter all ihren bunten und grauen Fassaden zu schärfen

Die zweite ab 12. Oktober gezeigte Ausstellung "Ost-Berlin - Die halbe Hauptstadt" widmet sich der Frage, wie das Leben in der "sozialistischen Metropole" beschaffen war und welche Widersprüche es dort zwischen den Parolen und Verheißungen der SED-Führung und der rauen, für viele Menschen hochgefährlichen Wirklichkeit gab. Die bis zum 1. Mai 2019 laufende Schau, die zum 30. Jahrestag des Falls der Mauer am 9. November 1989 hinführt, möchte zeigen, was im Ostteil der Stadt noch aus DDR-Zeiten außer Gedenkstätten und Mauerstücken zu sehen und im Gedächtnis der Menschen zu finden ist. Die in Zusammenarbeit mit Regionalmuseen und dem Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung gestaltete Dokumentation bietet Spies zufolge eine gute Gelegenheit für Besucherinnen und Besucher, sich über "ihr" Ost-Berlin äußern und vielleicht sogar Hinterlassenschaften aus dieser uns bis heute prägenden Periode in der Ausstellung präsentieren. Das wäre eine gute Gelegenheit, neue Besucherschichten zu gewinnen und Menschen die Scheu vor einem Museum zu nehmen. Museumsdirektor Spies wiederholte seine Forderung, eine neue Brücke an der Stelle der im Krieg beschädigten und danach abgetragenen Waisenhausbrücke zu bauen und damit den Zugang zum Märkischen Museum und zum Marinehaus zu erleichtern. Zugleich setzte er sich dafür ein, im Humboldt-Forum, für das er und sein Team eine Berlin-Ausstellung vorbereitet, ausdrücklich des königlichen Schlossbaumeisters Andreas Schlüter zu gedenken, dessen barocke Fassadengestaltung nach Abbau der Baugerüste demnächst in voller Pracht zu sehen sein wird.

31. Januar 2018

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