Schwarzweißer Storch schluckte grünen Frosch
Wie sächsische Untertanen zu dem wenig ehrenvollen Spitznamen Beutepreußen kamen / Schlachtendenkmale in Dennewitz und Hagelberg



Die Burg Eisenhardt in Belzig hat schon viele Besitzer gesehen und wurde mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die heruntergekommenen Bauten und die Ringmauer der als Sitz der Kreis der Kreisverwaltung erneuern und restaurieren. Die weitgehend erhaltene Anlage wird heute als Museum und Hotel sowie Standesamt und Museum genutzt.



Die Belziger Postmeilensäule aus Sandstein mit dem Monogramm und Wappen des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Friedrich August I./August II. zeigt in andere Städte an.



Die nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkels gegossene Eisensäule in der Form einer gotischen Kirchturmspitze ehrt die Gefallenen der Schlacht von Dennewitz am 6. September 1813. Der Sieg der preußischen, russischen und schwedischen Truppen, geführt von den Generalen Bülow und Tauentzin, verlegte den Franzosen den Weg nach Berlin und bereitete die Völkerschlacht bei Leipzig sechs Wochen später vor.



Die Karte in einem Glaskasten zeigt, wo überall Gedenksäulen und -steine an die Schlacht von Dennewitz erinnern.





Landsturmmännern, die das Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von Dennewitz schmücken, ist zu verdanken, dass die Franzosen im Herbst 1813 nicht mehr nach Berlin kamen. Eine Bildnisplakette des Grafen Bülow von Dennewitz ist in den Sockel eingelassen.



Das 1849 am Ort der Schlacht von Hagelberg bei Belzig eingeweihte Denkmal ist nur noch als Torso erhalten. Borussia, die als Symbolfigur Preußens auf dem Sockel stand, fiel kommunistischem Bildersturm zum Opfer. (Fotos: Caspar)

Eine 5,60 Meter hohe Erinnerungspyramide zur Erinnerung an die Schlacht von Dennewitz, bei der allein 10 510 preußische Soldaten ihr Leben lassen mussten, steht auf einer Anhöhe zwischen Dennewitz und Niedergörsdorf (Kreis Landkreis Teltow Fläming). Auf einem Feldsteinsockel stehend und mit dem Eisernen Kreuz geschmückt, wurde das neogotische Bildwerk von Friedrich Wilhelms III. 1817 mit der aus vergoldeter Frakturschrift bestehenden Widmung "Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhn in Frieden. Dennewitz. Den 6. September 1813" in Auftrag gegeben. Die Pyramide mit Eisernem Kreuz obenauf gleicht der von Großbeeren und den beiden anderen Denkmälern in Großgörschen und Wartenburg in Sachsen-Anhalt. Alle Säulen haben die Form von mittelalterlichen Kirchturmspitzen, womit die Gedenkorte gewissermaßen sakrale Weihe erhielten. Dass die Pyramide eine dunkelgrüne Farbfassung besitzt, geht auf ihren Gestalter Karl Friedrich Schinkel zurück und erinnert ein wenig an die Patina, die Bronzedenkmäler und Kupferdächer nach einiger Zeit annehmen. Auch das Kreuzbergdenkmal oder das Geländer der Berliner Schlossbrücke haben diesen schützenden Anstrich.

Zur Hundertjahrfeier der Schlacht von Dennewitz hat man am Ort des Geschehens das bronzene Bülowdenkmal auf hohem Steinsockel errichtet. Die Bronzegruppe obenauf zeigt zwei Männer in langen Mänteln. Ein stehender Soldat zeigt mit ausgestreckter Hand auf den herannahenden Feind, ein Landwehrmann kniet auf einer am Boden liegenden Kanone und hat sein Gewehr im Anschlag. General Friedrich Wilhelm von Bülow, als Sieger der Schlacht von Friedrich Wilhelm III. nach damaliger Sitte mit dem Beinamen Graf von Dennewitz geehrt, wird durch ein Bronzerelief darunter geehrt. Die vergoldete Inschrift auf dem Sockel zitiert den Patrioten und Professor an der Universität in Greifswald Ernst Moritz Arndt mit folgenden Worten: "Auf, mutig drein und nimmer bleich / denn Gott ist allenthalben! / Die Freiheit und das Himmelreich / Gewinnen keine Halben." Auf der Rückseite sind der Schlachtruf von 1813 "Man drup, dat geiht fört Vaderland!" und die Widmung "Errichtet zur Jahrhundertfeier 1913" zu lesen. In und um Dennewitz gibt es noch weitere Denkmäler, die ebenfalls an die berühmte Schlacht wenige Wochen vor der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. bis 18. Oktober 1813 erinnern. Die Steine und ein Kreuz wurden vor und nach 1900 zur Totenehrung errichtet und vor ein paar Jahren restauriert.

Bülow und Tauentzin im Streit

Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz begegnet uns als Marmordenkmal auch Unter den Linden in Berlin. Für ihn und den 1813 nach schwerer Verwundung verstorbenen preußischen General und Heeresreformer Gerhard David von Scharnhorst wurden 1822 beiderseits der Neuen Wache zwei Standbilder aus Marmor nach Modellen von Christian Daniel Rauch errichtet. Im Jahre 2002 erhielten die Figuren gegenüber der heutigen Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland eine neue Aufstellung. Bülow lag mit einem anderen preußischen General, Bogislaw Friedrich Emanuel von Tauentzin, im Streit, der sogar zu einer Duellforderung an Bülow führte. Tauentzin wollte festgestellt wissen, dass er und seine Männer mindestens ebenso viel zum preußischen Sieg bei Dennewitz beigetragen haben wie diejenigen, die unter Bülows Befehl standen. Das Duell fand nicht statt, denn Tauentzin lenkte ein und gab sich mit dem Ehrennamen Graf von Wittenberg nach der dort siegreich bestandenen Schlacht zufrieden. Der "Tauentzin" in Berlin ist eine der berühmtesten Geschäftsstraßen in Berlin, eine vergleichbare Einkaufsmeile namens Dennewitz fehlt. Der 1897 aufgestellte Tauentzinstein in der Nähe der Dennewitzer Kirche ehrt den Feldherrn und hebt seinen Anteil am Sieg der preußischen Truppen hervor.

Nach der Schlacht von Großbeeren am 23. August 1813 rissen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Franzosen nicht ab. Letztere wichen zunächst ins damals sächsische Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark) aus und besetzten die Stadt für kurze Zeit. Am Hagelberg bei Belzig kam es am 27. August 1813 zu einer Schlacht zwischen preußischen und russischen Truppen auf der einen Seite und französischen Einheiten auf der anderen. Die unterlegenen Franzosen verließen noch am gleichen Abend fluchtartig das Feld. Durch die Siege von Großbeeren und - weniger bekannt - von Hagelberg wurde für Berlin die Gefahr französischer Besetzung abgewendet. Wie in Großbeeren hatten sich auch in Hagelberg die Landwehrmänner, von deren militärischem Können die französische Führung wenig hielt, bewährt. Am 27. August 1849 wurde auf dem Hagelberg, mit 201 Metern die größte Erhebung im Fläming, im Beisein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. ein Denkmal errichtet. Statt der üblichen Victoria stand eine martialisch mit Adlerhelm, Speer und Schild mit Eisernem Kreuz darauf bewaffnete Borussia auf hohem Sockel. Bei der Denkmalweihe auf den Tag genau 36 Jahre nach der Schlacht (manche sagen auch nur Treffen oder Gefecht dazu!), ordnete der traditions- und geschichtsbewusste Monarch an, die verfallene Burg Eisenhardt zu restaurieren.

Folgen des Wiener Kongresses

Dass die Könige von Preußen im ursprünglich sächsischen Belzig Befehle erteilen konnte, hat mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses zu tun, denn bis 1815 gehörte Belzig zum Kurfürstentum, ab 1806 Königreich Sachsen. Eine mit dem sächsisch-polnischen Doppelwappen geschmückte Postsäule vor der Burg Eisenhart, datiert 1725, erinnert an die ursprünglichen Besitzverhältnisse. Nachdem 1815 im Ergebnis des Wiener Kongresses mehr als die Hälfte des bis dato mit dem unterlegenen Franzosenkaiser Napoleon I. verbündeten Königreichs Sachsen an Preußen gefallen war, wurde die Beseitigung der Postsäulen mit ihren als irreführend empfundenen Zeit- und Entfernungsangaben angeordnet, aber nicht ausgeführt. Dass solche Befehle nicht überall befolgt wurden, zeigt die Existenz weiterer sächsischer Postsäulen unter anderem in Dahme, Döbern, Elsterwerda, Lübbenau, Mühlberg und Niemegk. Einige dieser Zeugnisse der Kultur- und Verkehrsgeschichte wurden in den vergangenen Jahren restauriert oder durch Kopien ersetzt. Auf den Obelisken sind Entfernungsangaben nicht in Meilen zu lesen, sondern in Stunden, die man zur Erreichung der Zielorte benötigte.

Der sächsische König Friedrich August I., der bis zum bitteren Ende ein treuer Vasall und Verbündeter Napoleons I. und mit diesem auch Verlierer der Völkerschlacht von Leipzig am 18. Oktober 1813 war, hätte Krone und Land um ein Haar verloren hätte. Preußen, der schwarzweiße Storch, hätte am liebsten den grünen Elbfrosch geschluckt, beschrieb der Dresdner Maler Wilhelm von Kügelgen das Begehren Friedrich Wilhelms III., sich Sachsen einzuverleiben. Doch wurde er von seinen eigenen Verbündeten an der Einverleibung des seit Friedrich dem Großen wenig geliebten Nachbarn gehindert, denn sie befürchteten ein allzu großes Erstarken Preußens. Der von den Preußen gefangen genommene und im Schloss Friedrichsfelde zeitweilig internierte Sachse sah sich genötigt, die Gefahr der Verschleppung ins russische Zwangsexil vor Augen, beträchtlichen Abtretungen an Preußen zuzustimmen. So fügten sich die neuen Untertanen Friedrich Wilhelms III. als so genannte Beutepreußen sich zähneknirschend in ihr Schicksal.

Bilderstürmern ein Dorn im Auge

Als man 1849, ein Jahr nach der Märzrevolution von 1848, zur Denkmalweihe auf dem Hagelberg schritt, begrüßten die Belziger ihren Landesherrn freundlich. Dass da irgendwo eine Revolution stattgefunden und die Grundfesten der Monarchie erschüttert hatte, kannte man in der Provinz nur vom Hörensagen. Friedrich Wilhelm IV. jedenfalls behauptete, die Stunden im Amt Belzig seien die "glücklichsten gewesen, die er nach den Stürmen des verflossenen Jahres verlebt" habe. Die Geschichte ging mit dem Denkmal auf dem Hagelberg ziemlich unsanft um. Das Werk des Bildhauers Julius August Streichenberg war Bilderstürmern nach dem Zweiten Weltkrieg ein Dorn im Auge. Die Borussia wurde nach 1945, als Preußisches verpönt war und der preußische Staat offiziell von den alliierten Siegermächten für aufgelöst erklärt war, gestürzt und zerstört. Verloren ging die ursprüngliche Inschrift, deren Wortlaut so überliefert ist: "Der heldenmuthigen Landwehr welche am 27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden Sieg erfocht. Errichtet von Vaterlandsfreunden 1849". Der Sockel trägt heute die "neutrale" Inschrift "27. August 1813 Gefecht bei Hagelberg."

Da man den Steinsockel nicht so nackt und bloß stehen lassen wollte, hat man 1963, zur Hundertfünfzigjahrfeier, einen mit der Jahreszahl 1813 versehenen Findling auf die Stelle platziert, die die Symbolfigur Preußens eingenommen hatte. Erhalten ist ein in den Sockel eingelassenes Relief mit dem ordensgeschmückten Bildnis des Generals Carl Friedrich von Hirschfeld, der die Landwehrleute am Hagelberg kommandiert hatte. Da es am 23. August, dem Tag der Schlacht, regnete, waren Pulver und Gewehre vielfach feucht geworden, so dass die Soldaten überwiegend mit Bajonetten und Gewehrkolben gegeneinander kämpften. Die Schlacht wird daher auch als Kolbenschlacht bezeichnet. Die nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 beiderseits des Denkmals aufgestellten Kanonen sind verloren. Zwei in der Nähe aufgestellte Ehrenmäler aus märkischen Granitfindlingen zur Hundertjahrfeier 1913 verdienen Beachtung. Eine Tafel würdigt ausdrücklich die deutsch-russische Waffenbrüderschaft und dürfte eine Zutat aus der DDR-Periode sein, als dieser Abschnitt der Militärgeschichte besonders groß im Schwange war.

10. Februar 2019

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