König bevorzugte Italiener, Holländer und Franzosen
Gemäldegalerie und Neue Kammern flankieren Friedrichs Sommerschloss Sanssouci / Park voller kostbarer Skulpturen







Außen und innen überaus prächtig dekoriert, diente die Bildergalerie im Park von Sanssouci nicht nur der persönlichen Erbauung des Königs, sondern auch der von Besuchern, die gelegentlich eingelassen wurden und dann die Kunde verbreiteten, welche Schätze hier versammelt sind.



Der Bestand der Galerie wurde 1764 von deren Inspektor Matthias Oesterreich publiziert, womit auch der königliche Besitzer weit über Preußens Grenzen als Kunstfreund und Mäzen bekanntgemacht wurde.





Die als Unterkunft von Gästen Friedrichs II. erbauten Neuen Kammern mit der historischen Mühle im Hintergrund und die Gemäldegalerie flankieren das Sommerschloss Sanssouci. Beide Gebäude ähneln sich in der Fassadengestaltung, hatten aber grundsätzlich unterschiedliche Aufgaben.



Der König wählte aus mehreren gezeichneten Vorschlägen diese Skulpturengruppe über dem Eingang der Neuen Kammern aus.







Wind und Wetter, Frost und Sonne setzen den empfindlichen Figuren im Park von Sanssouci zu. Ihr Zustand muss ständig überwacht werden, und wo es unumgänglich ist, werden die Originale durch Kopien ausgewechselt, denen Kenner eine hohe Qualität bescheinigen. (Fotos/Repros: Caspar)

Friedrich II. war ein eifriger Bauherr sowie Bilder- und Skulpturensammler. Für seine Kunstschätze ließ der könig von Preußen rechts vom Schloss Sanssouci zwischen 1755 bis 1763 nach Plänen von Johann Gottfried Bühring eine Galerie errichten und gestattete, wenn er nicht anwesend war, "anständig" gekleideten Besuchern gegen einen kleinen Obolus Einlass. Über den Fenstern des von der Decke bis zum Fußboden mit Bildern ausgestatteten Prachtbaues schauen 20 berühmte Maler und Bildhauer in der Form von Schlusssteinen auf die Betrachter hinab. Diese ungewöhnliche Art der Fassadendekoration macht das Gebäude, die früheste Gemäldegalerie weit und breit, über seinen eigentlichen Zweck, die königlichen Bilderschätze zu präsentieren, auch zu einem Ehrenmal für berühmte Künstler, die zum Teil in den Sammlungen der Hohenzollern vertreten waren. Gewürdigt werden unter anderem die Maler Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Antonius van Dyck, Raffael, Peter Paul Rubens sowie der griechische Bildhauer Phidias. Im Zusammenhang mit der Gründung der Königlichen Museen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Gemälde der Potsdamer Galerie entnommen und nach Berlin in dem von Schinkel erbauten und 1830 am Lustgarten eingeweihten Alten Museum neu präsentiert.

Bevor der Auftrag für die Bildergalerie rechts neben Schloss Sanssouci erging, befasste sich der König mit der Frage, was dort hinein kommen soll. Seinem Vertrauten und Kammerdiener Gabriel Fredersdorf trug er am 23. Juli 1754 auf: "Schreibe doch an Metra nach paris: wennt dortn Inventaires weren, Wohr Tablos verkaufet werden, ob von Tisiens, Paul Vernoesse, Jourdans und Corege vohr Honete preise kaufen könnte; hübsche große Tableau de galerie…" Gemeint waren Bilder von Tizian, Veronese, Jordaens, Corregio und weiteren Vertretern der flämischen und italienischen Malerei der Renaissance und des Barock. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die königlich-preußischen Schlösser samt Inhalt in Staatsbesitz. Zahlreiche Bilder, die 1830 nach Berlin angegeben worden waren, kamen in die Potsdamer Galerie zurück. Aufgrund alter Beschreibungen und Fotos konnte die historische Hängung wiederhergestellt werden.

Des Königs Schwäche für galante Szenen

Der König hatte eine Schwäche für galante Szenen zeitgenössischer Franzosen wie Antoine Watteau, Nicolas Lancret und Jean-Baptiste Pater, doch irgendwann richtete sich sein Interesse auf Meister der italienischen Renaissance und des Barock sowie auf flämische und niederländische Werke. Der Ankauf von antiken Statuen, die nackte Männer und Knaben darstellen, wird mit homosexuellen Neigungen des Königs von Preußen erklärt, der nur pro forma mit Elisabeth Christine von Braunschweig verheiratet war und keine Kinder hatte.

Die Potsdamer Gemäldegalerie hat ein Pendant, das wir als Neue Kammern kennen. Dieses Bauwerk links vom Schloss Sanssouci hatte einen Vorgängerbau, die 1747 erbaute Orangerie. Nach Plänen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs unter Leitung von Jan Bouman errichtet, beherbergte das Gebäude in der kalten Jahreszeit empfindliche Kübelpflanzen, die die Terrasse von Schloss Sanssouci schmückten. Der Besitz und die Pflege solcher exotischen Gewächse gehörte unbedingt zu einer fürstlichen Hofhaltung, wie sie auch von Friedrich II. gepflegt wurde. Die gewellten Rampen, auf denen die schweren Gefäße mit den Orangen, Palmen und was sonst noch des Königs Auge erfreute, gibt es noch heute. Die horizontale Gliederung der Neuen Kammern wird durch eine Figurengruppe über dem Mittelrisalit gebrochen. Friedrich Christian Glume schuf eine Wappenkartusche, über deren Rand Chronos, der antike Gott der Zeit und der Lebenszeit blickt. Zu erkennen ist eine Weltkugel mit Alchimistenzeichen der Metalle, die als Anspielung auf das Freimaurertum Friedrichs II. und die Gründung der "Loge zu den drei Weltkugeln" gedeutet werden.

Appartements für vornehme Gäste

Die Säle der im Sommer leerstehenden Orangerie dienten dem König zeitweilig als Theater und Konzertsaal, doch das genügte ihm nicht. Nachdem er die Pflanzen etwas abseits in einem schlichten Ersatzbau unterbringen ließ, beauftragte er Georg Christian Unger mit einem Umbau unter Beibehaltung der äußeren Ansicht. Das Gebäude erhielt unter anderem ein Treppenhaus, durch das man auf die obere Terrasse von Schloss Sanssouci gelangte. Durch das Aufsetzen einer Kuppel mit Laterne wurde ein Gleichklang mit der Bildergalerie rechts vom Schloss hergestellt. Im Inneren bekamen die Neuen Kammern sieben edel gestaltete Gästequartiere und vier Festsäle. Die Wand- und Deckenentwürfe im Stil des spätfriderizianischen Rokoko stammen von Johann Christian Hoppenhaupt dem Jüngeren, der schon an der Ausgestaltung von Schloss Sanssouci und des Neuen Palais beteiligt war. Die Stuckarbeiten wurden von Constantin Philipp Georg Sartori und Johann Michal Merck ausgeführt. Wie sehr der königliche Auftrageber auf die kostbare Ausstattung der fürstlichen Gästeappartements Wert legte, zeigt die Verwendung von Marmor unterschiedlicher Färbung sowie reicher Stuckverzierung, Schnitzereien und Vergoldungen.

Vom Park Sanssouci wird behauptet, er besitze die größte Sammlung von Marmorfiguren nördlich der Alpen. Ob das stimmt, müssten Zählungen und Vergleiche mit anderen Schlossgärten ergeben, aber eines steht fest, dass die vielen aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Bildwerke für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Lust und Last zugleich sind. Denn sie muss für ihren Erhalt sorgen und besonders wertvolle Skulpturen durch Kopien ersetzen. Damit hat man schon im 19. Jahrhundert begonnen, doch die seinerzeit angefertigten Nachbildungen befinden sich mittlerweile in einem Zustand, dass man auch sie abbauen und ins Depot nehmen muss. Beim Rundgang durch den Park wird erzählt, dass in der Kaiserzeit Soldaten Potsdamer Regimenter abkommandiert wurden, um die kostbaren und witterungsanfälligen Skulpturen mit Bürsten und viel Wasser vor Schmutz und Algen zu bewahren. Die Stiftung haust die Figuren in der kalten und feuchten Jahreszeit ein und baut im Frühjahr die schützenden Verschalungen wider ab. In den vergangenen Jahren hat sie bedeutende Gartenplastiken wie die französischen Marmorgruppen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts rund um die Große Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci sowie beschädigte Sandsteinfiguren antiker Götter am Neuen Palais durch Kopien ersetzt, eine Arbeit, die noch lange nicht abgeschlossen ist.

Einhausung schützt vor Eis und Schnee

Die ungeachtet winterlicher Einhausungen zum Schutz vor Schnee und Eis bereits durch vielfältige Umwelteinflüsse geschädigten Originale kamen in ein unweit vom Neuen Palais befindlichen Lapidarium. Neben mythologischen Figuren und zu Stein gewordenen Allegorien stehen im Park von Sanssouci auch Denkmäler zumeist aus Marmor, die konkrete Personen ehren. Durch qualitätvolle Nachbildungen ersetzt wurden in den vergangenen Jahren unter anderem die acht Bildnisbüsten im Oranierrondell, das im vorderen Teil des Parks vis à vis der Bildergalerie Friedrichs II. um eine Fontäne angelegt ist. Die Vorlagen aus der Zeit um 1650 stammen aus der oranischen Erbschaft, die König Friedrich I. im Jahr 1702 erhielt. Dargestellt sind Verwandte der mit dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg verheirateten Kurfürstin Luise Henriette aus dem Hause Oranien, der Namensgeberin von Oranienburg, sowie das kurbrandenburgische Herrscherpaar selbst. Die kostbaren Originale fanden im Schloss Oranienburg neben weiteren Herrscherbildern eine neue Aufstellung.

Rechts vom Sommerschloss Friedrichs II. befindet sich, flankiert von römischen Kaiserbüsten, eine Gruft, in der Friedrich II. bestattet werden wollte, was aber von seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. missachtet wurde und erst 1991 gelang. Die zum Teil schon recht abgewitterten Büsten sind italienische Kopien des 18. Jahrhunderts nach antiken Originalen. Sowohl die Marmorgruppen Flora mit Zephir auf der Königsgruft als auch das Pendant Kleopatra mit trauerndem Amor auf der anderen Seite der Terrasse, zwei Arbeiten von François Gaspard Adam von 1749/50, wurden vor einigen Jahren durch sehr gut gelungene Kopien ausgetauscht.

27. Juni 2019

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