Königsgruft wurde erst 1991 belegt
In seinen Testamenten legte Friedrich II. fest, wer ihn beerben soll und was er von seinem Nachfolger erwartet



Friedrich II. war vieles - Landesherr, Kriegs- und Feldherr, Eroberer, Schriftsteller, Musiker, Philosoph von Sanssouci, Bauherr, Gesetzgeber und manchmal Menschenfreund. Er sah sich als erster Diener seines Staates und behandelte ihn und seine Bewohner, als wären sie sein Eigentum. Das Marmordenkmal ist eine Kopie der Figur von der Berliner Siegesallee und steht vor der Generaldirektion der Schlösserstiftung im Park von Sanssouci.



Die 1732 geschlossene Ehe zwischen dem König und der Königin bestand nicht wirklich, war aber von gegenseitigem Respekt geprägt. Wenn Elisabeth Christie von Schönhausen nach Berlin kam, nahm sie in Vertretung ihres Gatten repräsentative Aufgaben wahr. Friedrichs Gartenparadies Sanssouci hat sie nie betreten. Der König ließ seine Gemahlin nicht darben. Der Holzstich mit dem ungleichen, alt und grau gewordenen Paar wurde von Adolph Menzel geschaffen.



Die von Francois-Gaspard Adam 1749/50 geschaffene Marmorgruppe über der Königsgruft auf der Terrasse von Schloss Sanssouci wurde vor einigen Jahren durch eine qualitätvolle Kopie ausgetauscht.



Verehrer des Königs schmücken die schlichte Steinplatte mit der Inschrift FRIEDRICH DER GROSSE über der Gruft mit Blumen und Kartoffeln. Nebenan liegen Steinplatten mit den Namen der königlichen Hunde.



Friedrich der Große starb am 17. August 1786 und wurde gegen seinen Letzten Willen in der Königsgruft der Potsdamer Garnisonkirche bestattet. Adolph Menzel zeichnete die Vorlagen für die Holzstiche.



Zahlreiche Medaillen wurden 1786, mit reichem allegorischem Schmuck versehen, auf den Tod des preußischen Königs geprägt. Diese wurde von Johann Jakob Stierle geschaffen.



Viele Ideen, den Großen König durch aufwändig gestaltete Grabmäler und Standbilder zu ehren, wurden nicht realisiert. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts hat man Monumente zu Ehren von Preußens berühmtestem Herrscher geschaffen. (Fotos/Repros: Caspar)

Als Friedrich II. nach dem Tod seines Vaters am 31. Mai 1740 den preußischen Staat übernahm, gab es ein großes Aufatmen. Die Musen wachten auf, Philosophie und französische Literatur erhielten neues Ansehen, und auch die Berlinern Akademie der Wissenschaften und der Künste, die unter Friedrich Wilhelm I. ein Schattendasein führten, wurden neu belebt. Bald schon schmolz der von dem sparsamen Soldatenkönig angehäufte Staatsschatz für riskante Kriegsabenteuer dahin. In seiner Kindheit durch falsche Erziehung traumatisiert, übernahm Friedrich II. als Oberhaupt der Hohenzollernfamilie gegenüber seinen Geschwistern eine Art Vaterstelle und geriet vor allem mit seinen Brüdern durch ständige Bevormundung in Konflikte, die sich in den hinterlassenen Schriften gut nachvollziehen lassen.

Bis zu seinem Tod ließ es der König nicht zu, dass sich seine Brüder in Regierungsangelegenheiten mischten. Sonst aber ließ er sie in ihren Residenzen machen, was sie wollten, und wenn es mal hart auf hart kam, half er ihnen auch mit großen Summen aus und überhäufte sie mit Geschenken. In seinem Politischen Testament von 1752 und bei anderen Gelegenheiten begründete Friedrich II., warum er nicht bereit ist, an seine Brüder nur einen Zipfel Macht abzugeben. "Es gibt eine Art Zwitterwesen, die weder Herrscher noch Privatleute sind und die sich bisweilen sehr schwer regieren lassen: Das sind die Prinzen von Geblüt. Ihre hohe Abstammung flößt ihnen einen gewissen Hochmut ein, den sie Adel nennen. Er macht ihnen den Gehorsam unmöglich und jede Unterwerfung verhasst. Sind irgendwelche Intrigen, Kabalen und Ränke zu befürchten, von ihnen können sie ausgehen. In Preußen haben sie weniger Macht als irgendwo sonst. Aber das beste Verfahren ihnen gegenüber besteht darin, dass man den ersten, der die Fahne der Unabhängigkeit erhebt, energisch in seine Schranken weist, alle mit der ihnen gebührenden Auszeichnung behandelt, sie mit allen äußeren Ehren überhäuft, von den Staatsgeschäften aber fernhält und ihnen nur bei genügender Sicherheit ein militärisches Kommando anvertraut, das heißt, wenn sie Talent und einen zuverlässigen Charakter besitzen. Was ich von den Prinzen sage, gilt ebenso für die Prinzessinnen, die sich nie und unter keinen Umständen in die Regierung einmischen dürfen."

Prinzen im goldenen Käfig

In der Tat beteiligte der König seine Brüder nicht an politischen Prozessen und Entscheidungen, er hielt sie, die Bewohner eines goldenen Käfigs, an der langen Leine und gewährte ihnen alle Privilegien und Zuwendungen, die nach seiner Meinung einem Mitglied des preußischen Königshauses zustanden. Die Prinzen unterhielten in Oranienburg, Rheinsberg und an anderen Orten einschließlich Berlins eigene Residenzen und einen eigenen Hofstaat, und wenn mal Geld gebraucht wurde, dann ließ der König seinen absichtlich in Unmündigkeit gehaltenen, äußerlich aber hoch geehrten Brüdern erhebliche Mittel aus seiner Privatschatulle zukommen. Nicht anders verhielt sich der König gegenüber seiner Gemahlin Elisabeth Christine, die von ihm getrennt im Schloss Niederschönhausen bei Berlin, heute Bezirk Pankow, einen kleinen Hofstaat unterhielt. Der erlesen ausgestattete Palast war in DDR-Zeiten Residenz von Staatspräsident Wilhelm Pieck und nach dessen Tod Regierungsgästehaus. Nach der Übernahme durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wurden das Gebäude und der dazu gehörende Park umfassend restauriert und saniert. Da man sowohl die Zeitschichten aus dem 18. Jahrhundert als auch die aus der DDR beibehalten ist, fühlt man sich bei einem Besuch in beide Epochen zurück versetzt.

Im Testament von 1769 listete der König auf, wer von seinen Verwandten welche Geldsummen und Preziosen bekommen soll. Er betonte, er sei niemals geizig oder reich gewesen und er habe die Einkünfte des Staates stets "als die Bundeslade betrachtet, die keine profane Hand anzutasten wagt. Die öffentlichen Einkünfte sind niemals für meinen eigenen Bedarf in Anspruch genommen. Meine persönlichen Ausgaben haben niemals 220 000 Taler im Jahre überschritten. Meine Verwaltung lässt mir also ein ruhiges Gewissen, und ich kann der Öffentlichkeit ohne Furcht Rechenschaft darüber ablegen." Der Text geht mit diesen Gedanken und Anweisungen weiter: "Gern und ohne Klage gebe ich meinen Lebensodem der wohltätigen Natur zurück, die ihn mir gütig verliehen hat, und meinen Leib den Elementen, aus denen er besteht. Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Gepränge, ohne feierlichen Pomp. Ich will weder geöffnet noch einbalsamiert werden. Man bestatte mich in Sanssouci auf der Höhe der Terrassen in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen. Prinz Moritz von Nassau ist in gleicher Weise in einem Wäldchen bei Kleve beigesetzt worden. Sterbe ich in Kriegszeiten oder auf der Reise, soll man mich im ersten besten Orte beisetzen und im Winter nach Sanssouci an die bezeichnete Stätte bringen. Meinem lieben Neffen Friedrich Wilhelm, dem Thronfolger, hinterlasse ich das Königreich Preußen, die Provinzen, Staaten, Schlösser, Festungen, Munition, Zeughäuser, die von mir eroberten oder ererbten Länder, alle Kronjuwelen, die Gold- und Silberservice, die in Berlin sind, meine Landhäuser, die Bibliothek, das Münzkabinett, die Gemäldegalerie, Gärten usw. Ferner hinterlasse ich ihm den Staatsschatz, so wie er ihn am Tage meines Todes vorfinden wird, als Eigentum des Staates und allein dazu bestimmt, die Völker zu verteidigen oder ihnen Erleichterung zu verschaffen. Sollte ich irgendwelche kleine Schuld hinterlassen, an deren Bezahlung der Tod mich hindert, so soll mein Neffe gehalten sein, sie zu begleichen: dies ist mein Wille. Der Königin, meiner Gemahlin, hinterlasse ich das Einkommen, das sie genießt und das um jährlich 10 000 Taler erhöht werden soll, zwei Tonnen Wein jährlich, freies Holz und das Wildbret für ihre Tafel. Unter dieser Bedingung hat die Königin sich verpflichtet, meinen Neffen zu ihrem Erben zu ernennen. Da ferner kein geeigneter Witwensitz für sie vorhanden ist, so begnüge ich mich, der Form halber Stettin zu bestimmen. Zugleich verlange ich von meinem Neffen, dass er ihr eine angemessene Wohnung im Berliner Schlosse überlässt und ihr mit der Ehrerbietung begegnet, die ihr als Witwe seines Onkels und als einer Fürstin zukommt, deren Tugend sich niemals verleugnet hat."

Großzügige Zuwendungen an die Königin

In einem weiteren Testament schrieb Friedrich II. mit Blick auf die Thronfolge, die mit seinem Tod am 17. August 1786 eintrat: "Ich überlasse meinem lieben Neffen, Friedrich Wilhelm, als erstem Thronfolger, das Königreich Preußen, die Provinzen, Städte, Schlösser, Forts, Festungen, alle Munition, Arsenale, die von mir eroberten und ererbten Länder, alle Edelsteine der Krone, die Gold- und Silberservice, die in Berlin sind, meine Landhäuser, Bibliothek, Münzkabinett, Bildergalerie, Gärten u. s. w. Auch überlasse ich ihm den Schatz, in dem Zustande, in welchem er sich an meinem Sterbetage befinden wird, als ein dem Staate zugehöriges Gut, das nur zur Verteidigung oder zur Unterstützung des Volkes angewandt werden darf. [...] Der Königin, meiner Gemahlin, vermache ich zu den Einkünften, die sie schon bezieht, noch jährlich 10 000 Taler, zwei Fass Wein jährlich, freies Holz und Wildbret für ihre Tafel. So hat die Königin versprochen, meinen Neffen zu ihrem Erben einzusetzen. [...] Auch wird er [der Thronfolger, H. C.] ihr seine Hochachtung beweisen, die ihr als Witwe seines Oheims und als einer Fürstin, die die vom Tugendpfade abgewichen ist, gebühret. [...] Ich empfehle meinem Thronerben mit aller Wärme und Zuneigung, deren ich fähig bin, jene Offiziere, welche unter meiner Anführung den Krieg mitgemacht haben. Ich bitte ihn, auch besonders für diejenigen Offiziere Sorge zu tragen, die in meinem Gefolge gewesen sind; dass er keinen derselben verabschiede, dass keiner von ihnen, mit Krankheiten beladen, im Elende umkomme. Er wird geschickte Kriegsmänner und überhaupt Leute an ihnen finden, welche Beweise von ihren Einsichten, von ihrer Tapferkeit, Ergebenheit und Treue abgelegt haben. [...] Ich empfehle meinem Nachfolger ferner, sein Geblüt auch in den Personen seiner Oheime, Tanten und übrigen Anverwandten zu ehren. Das Ungefähr, was bei der Bestimmung des Menschen obwaltet, bestimmt auch die Erstgeburt, und darum, dass man König ist, ist man nicht mehr wert, als die übrigen. Ich empfehle allen meinen Verwandten, in gutem Einverständnisse zu leben und nicht zu vergessen, im Notfalle ihr persönliches Interesse dem Wohle des Vaterlands und dem Vorteil des Staates aufzuopfern."

Friedrich Wilhelm II. hat den Wunsch seins Onkels ignoriert, in der schon lange vorbereiteten Gruft nahe Schloss Sanssouci bei seinen Hunden bestattet zu werden. Ganz einem neuen Stil, dem des Klassizismus, ließ er aus dem Arbeits- und Sterbezimmer seines Vorgängers im Schloss Sanssouci spätbarocke Dekorationsstücke entfernen und den Raum von Friedrich Wilhelm Erdmannsdorff im Geiste des englischen Neupalladianismus umgestalten, wie es in einem Eintrag des "Dehio Handwörterbuch der deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg" aus dem Jahr 2000 heißt. Der neue Herrscher, der manche Kritik an seinem ausschweifenden Lebenswandel durch Friedrich den Großen aushalten musste, ließ darüber hinaus dessen Sarg in der Königsgruft der Potsdamer Garnisonkirche neben dem des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. aufstellen. Das machte die mit einem hohen Turm versehene Kirche an der Breiten Straße zu einem Wallfahrtsort von Verehrern von Vater und Sohn. Beim "Tag von Potsdam" am 21. März 1933 war das Gotteshaus Ort einer schaurigen Zeremonie, als Reichspräsident Paul von Hindenburg offiziell die Macht in die Hände des Führers der NSDAP und Reichskanzlers Adolf Hitler legte und damit der NS-Diktatur einem legitimen Anstrich gab. Bei der Bombardierung von Potsdam am 14. April 1945 wurde auch die Garnisonkirche schwer getroffen und 1968 auf Geheiß der SED-Führung abgerissen, obwohl es Pläne zum Wiederaufbau gab.

Letzter Wille nach 205 Jahren erfüllt

Seit dem Ende der DDR konnte die Wiedergeburt in Angriff genommen werden, doch gibt es auch Gegner in der Potsdamer Bevölkerung. Dessen ungeachtet wird zunächst der Turm gebaut, was mit dem Kirchenschiff wird, ist noch nicht entschieden. Verschiedene Vereine und prominente Persönlichkeiten machen sich für das Projekt stark. Die brandenburgische Landeshauptstadt hätte dann ein wichtiges Bau- und Geschichtsdenkmal und zudem eine herausragende Höhendominante zurück.

Die Königssärge waren im Krieg in Sicherheit gebracht worden und kamen nach einigen Umwegen auf die Stammburg Hohenzollern der Dynastie. Erst 1991 wurde der Wunsch Friedrichs des Großen, in seiner Gruft nahe Schloss Sanssouci bestattet zu werden, mit einer feierlichen Zeremonie erfüllt. 205 Jahren nach seinem Tod hat man das Gewölbe statisch ertüchtigt und vor eindringendem Wasser geschützt. Der Sarkophag des Soldatenkönigs wurde im Mausoleum des Kaisers Friedrich III. gleich bei der Friedenskirche im Park Sanssouci aufgestellt. In einer weiteren Kapelle sind auch Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth bestattet. Verehrer legen auf der schlichten Inschriftenplatte über der Gruft Friedrichs des Großen - Blumen und Kartoffeln nieder, weil dieser sich bemüht hatte, die Erdäpfel in Preußen heimisch zu machen. Halbkreisförmig aufgestellte Büsten römischer Kaiser und die Marmorfigur einer Flora mit Zephir schmücken die ungewöhnliche Grabanlage.

22. Januar 2019

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