Friedrich II. überragend und in Lebensgröße
Friedrichshagen, Kloster Zinna und weitere Kolonistendörfer erinnern an königlichen Gründer



Auf dem Marktplatz von Friedrichshagen hält der königliche Ortsgründer Wache, seinen Dreispitz auf dem Kopf und einen Spazierstock in der Hand.



Die Bewohner von Kloster Zinna ehren Friedrich den Großen unweit der Klosteranlage mit diesem Denkmal (links), das gleiche geschieht in der Odergemeinde Letschin.



Im Kloster Zinna wurde 1667 ein wichtiger Münzvertrag zwischen Kurbrandenburg und Kursachsen abgeschlossen, gut zweihundert Jahre später war mit der Schaffung der Mark auch die Einheit im Münzwesen erreicht.





Preußens König Friedrich II. war an einer aufblühenden Textilindustrie und der Urbarmachtung des Oderbruchs interessiert, versprach er sich davon doch eine Stärkung der Wirtschaftskraft seines Landes. Adolph Menzel schuf die beiden Holzstiche.



Das Friedrich-Denkmal in Neutrebbin ist sicher keine Meisterwerke der Bildhauerkunst, aber es unterstreicht mit einer speziellen Inschrift die Dankbarkeit der Bewohner des Oderbruchs für den "Alten Fritz". (Fotos/Repros: Caspar)

Wir wissen nicht genau, wie viele und welche Denkmäler im und nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden zerbombt, eingeschmolzen, aus ideologischen Gründen verstümmelt, umgewidmet oder sonst wie verändert wurden. Manch ein Monument tauchte nach dem Ende der DDR wieder auf, wurde auf alten Standorten neu aufgestellt oder nach alten Bildvorlagen neu geschaffen. Ein solches Beispiel ist Kronprinz Friedrich in Rheinsberg, ein weiteres steht in Friedrichshagen, das zum Berliner Bezirk Köpenick gehört, weitere Friedrich II. gewidmete Denkmäler erheben sich nach langer Abwesenheit in Letschin und Neutrebbin. Sie und weitere Denkmäler erinnern an den König, der sein Land "peuplieren", also bevölkern wollte, indem er Siedlern aus fernen Ländern ein neues Zuhause sowie Arbeit und Brot gab, weshalb diese dem Landesherren zu Dank verpflichtet sind.

Friedrichshagen wurde am 29. Mai 1753 als Kolonistendorf durch Friedrich II. gegründet. Der König siedelte Baumwollspinner aus Böhmen und Schlesien an und gab ihnen einfache Häuser aus Lehmfachwerk, von denen viele auch heute noch stehen, freilich mit Fassaden aus der Gründerzeit und modernem Innenleben. Die nach Preußen geholten Fremden betrieben Baumwollspinnerei in Heimarbeit und verdienten sich ein wenig Geld durch Besenbinderei hinzu. Die Vermutung, dass sie auch an der Seidenraupenzucht beteiligt waren, konnte nicht bestätigt werden. Wichtig war, dass 1849 der Haltepunkt Friedrichshagen auf der Strecke der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn von Berlin in Richtung Frankfurt (Oder) eingerichtet wurde. Friedrichshagen mauerte sich zu einem Villenvorort und beliebten Ausflugsziel für "Sommerfrischler". Am Müggelsee gelegen, erhielt die Gemeinde um 1880 den Titel "Klimatischer Luftkurort", und es entstanden zwei Badestellen, der Kurpark sowie Biergärten, Cafés, Hotels und Läden.

Ruhe und Schönheiten der Natur

Im Jahr 1890 etablierte sich der Friedrichshagener Dichterkreis. Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler wählten den Ort "Hinter der Weltstadt", wie ein Buchtitel von Wilhelm Bölsche, dem Namensgeber der Hauptstraße, um einerseits die Ruhe und die Schönheiten der Natur für ihre Arbeit zu nutzen und andererseits schnell in die Reichshauptstadt zu kommen. Hermann Gladenbeck verlegte 1887 seine bekannte Bildgießerei nach Friedrichshagen, wo viele Standbilder nach den Entwürfen bekannter Bildhauer in gegossen wurden. Ab 1888 wurde in Friedrichshagen ein großes Wasserwerk im Stil einer neogotischen Klosteranlage zur Wasserversorgung des Berliner Ostens errichtet und am 28. Oktober 1893 eröffnet. Nach zahlreichen Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen ist das unter Denkmalschutz stehende Wasserwerk bis heute im Dienst. In einem Schöpfmaschinenhaus am Ufer des Müggelsees lädt seit 1987 das Wasserwerkmuseum der Berliner Wasserbetriebe zum Besuch. Mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 wurde der damals 14.850 Einwohner zählende Ort Friedrichshagen dem Berliner Bezirk Köpenick zugeschlagen.

In Friedrichshagen wurde 2003 eine von dem Bildhauer Spartak Babajan geschaffene Bronzefigur Friedrichs des Großen aufgestellt. Das von Felix Görling geschaffene und 1903 enthüllte, etwa drei Meter hohe Original war in der frühen DDR-Zeit eingeschmolzen worden wie viele ähnliche als militaristisch und monarchistisch eingestufte Monumente aus dem begehrten Buntmetall Bronze. Es wird berichtet, dass die 1950 in riesiger Zahl geprägten Fünfzigpfennigstücke der DDR mit der Fabrik und einem davor stehenden Pflug aus der durch die Einschmelzungen gewonnenen Aluminiumbronze bestehen sollen. Anlass für die Aufstellung der Denkmalkopie auf dem Marktplatz von Friedrichshagen, der neogotischen Kirche gegenüber, war die 250-Jahrfeier des Kolonistendorfes. Der Bildhauers Felix Görling war Direktor der ortsansässigen Bildgießerei Gladenbeck und Sohn und schuf das Modell unentgeltlich. Die Presse schrieb begeistert: "Mit großem Geschick hat es der Künstler verstanden, den charakteristischen Ausdruck des friderizianischen Kopfes festzuhalten. […] Das scharfe durchdringende Auge blickt kühn in die Weite, der Blick ist nach der Bahnhofsseite gerichtet".

Zerstört und neu gegossen

Der aus Armenien stammende, in den USA lebende Bildhauer Spartak Babajan hatte den Auftrag des Bezirksamtes Köpenick übernommen, das Standbild nach alten Fotos neu zu schaffen. Babajan, der bereits die Bronzefigur von Wilhelm Voigt, besser bekannt als Hauptmann von Köpenick, an der Eingangstreppe des Köpenicker Rathauses geschaffen hat, studierte historische Porträts und Friedrichdenkmäler, um ein möglichst authentisches Werk abzuliefern. Sein Ehrgeiz war es, einen jungen, kräftigen Monarchen zu zeigen wie es schon 1903 der Fall war, keinesfalls den berühmt-berüchtigten "Alten Fritzen", der sich unter Schmerzen auf seinen Spazierstock stützt oder sich gerade noch auf dem Pferd hält. Gegossen wurde die neue Figur in der Bildgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin, in der auch der hochstaplerische Hauptmann von Köpenick entstanden ist.

Auch Kloster Zinna (Landkreis Teltow-Fläming) hat seinen Fridericus Rex zurück. In der Mitte der Stadt steht auf historischem Sockel eine Bronzefigur Friedrichs II. mit Dreispitz, Stock und Degen. Dass es sich um eine Nachbildung des 1949 zerstörten Denkmals handelt, "erneuert am 8. April 1994 durch Spenden von Bürgern und Gästen des Ortes", verkündet eine Tafel auf der Rückseite des Sockels. Vorn liest man die etwas abgewitterte Inschrift: "Friedrich dem Großen dem Begründer der Stadt im Jahre 1764. Das dankbare Kloster Zinna 1864." Schaut man zu Fridericus Rex in der Mitte eines großzügig angelegten rechteckigen Platzes hinauf, durch den die Bundesstraße 101 verläuft, wird man unschwer feststellen, dass die Proportionen zwischen Figur und Sockel nicht stimmen. Der König, den man ja sonst immer in Überlebensgröße kennt, ist effektiv zu klein geraten. Dazu ist in Kloster Zinna zu erfahren, dass das kein Versehen ist. Der Alte Fritz sei tatsächlich "in echt", also etwa mehr als 1,50 Meter groß, dargestellt. Die Denkmalkopie nach alten Fotos ist ein Werk des Bildhauers Friedemann Sandner, der sich streng nach den authentischen Vorgaben hielt.

Klostermauern als Steinbruch

Die Dankbarkeit der Bewohner von Kloster Zinna hat einen guten Grund, denn 1764, ein Jahr nach Ende des Siebenjährigen Kriegs, siedelte der König von Preußen etwas abseits der Klostergebäude 80 Weberfamilien aus der Oberlausitz an. Den Neuankömmlingen wurden, vergleichbar mit der Weberkolonie Nowawes bei Potsdam, dem heutigen Babelsberg, oder Friedrichshagen bei Berlin, Haus und Hof, dazu Gartenland und Äcker gewährt. Wichtig war ihre Befreiung von bestimmten Steuern sowie Lasten wie Militärdienst und Einquartierung. Um die neuen Häuser und Wirtschaftsgebäude möglichst schnell und billig errichten zu können, wurden verschiedene Klostergebäude geopfert und als Steinbruch benutzt. Was nicht abgetragen wurde, hat man in Wollzeugmanufakturen und eine Brauerei umfunktioniert. Preußischer Sparsamkeit und Pietät ist zu verdanken, dass die Kirche beim Bau der Planstadt verschont blieb, in der heute unter anderem Sommerkonzerte stattfinden.

Zinna (ab 1902 Kloster Zinna), nicht weit vom damals kursächsischen Jüterbog entfernt, sollte eine preußische Musterstadt mit großem Markplatz und schachbrettartig angelegten Wohnquartieren werden. Doch ließ Friedrich II. von dem Plan ab, angeblich weil er sich durch die Bauleute betrogen fühlte, vielleicht auch weil er einsah, dass es nicht sehr effektiv ist, in dieser Weise seinem ehemaligen Kriegsgegner Sachsen zu imponieren. Erwähnt sei, dass im Kloster Zinna 1667, knapp ein Jahrhundert vor der Stadtgründung, Münzgeschichte geschrieben wurde. Hier einigten sich die Kurfürsten von Brandenburg auf einen gemeinsamen Münzfuß, also die Herstellung von Talern, Gulden und Groschen von gleichem Gewicht und Feingehalt, allerdings unterschiedlichen Prägebildern. Als sich ein Jahr später die braunschweigischen Herzogtümer dem Zinnaer Münzfuß anschlossen und 1690 von den drei Vertragspartnern der verbesserte Leipziger Münzfuß geschaffen wurde, entstand ein relativ einheitliches Währungsgebiet.

Das Oderbruch war im frühen 18. Jahrhundert eine sumpfige, landwirtschaftlich kaum nutzbare Gegend. Dabei wurden Äcker und Weideland dringend gebraucht, wollte man in Brandenburg-Preußen Hungerkatastrophen vorbeugen und auch die Soldaten für die vielen Kriege in jener Zeit ernähren. Friedrich II. ließ die unwirtliche Gegend urbar machen und erntete dafür den Dank der Bewohner. Unter ihnen waren Menschen, die der König aus anderen Landesteilen und aus dem Ausland, das heißt aus Mecklenburg, Sachsen und Polen, sowie aus dem Herrschaftsbereich der Habsburger und sogar aus Frankreich kommen ließ. Ihnen winkten nicht nur ein relativ sicherer Lebensunterhalt, sondern auch Religionsfreiheit. Die Anwerbung von Fremden zum Zwecke der Kultivierung verwaister Regionen hatte bei den Hohenzollern Tradition. Schon der Urgroßvater Friedrichs II., der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, hatte sehr zum Vorteil seines Landes Niederländer und Franzosen ins Land geholt und ihnen viele Privilegien.

Oderbruch urbar gemacht

In Letschin (Kreis Märkisch-Oderland) wurde 1905 ein bronzenes Denkmal für den Großen Friedrich errichtet. Die Idee für ein solches Monument wurde 1901 geboren, als man überall im Lande die Zweihundertjahrfeier der Krönung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich I. zum König in Preußen beging. Das in Lauchhammer gegossene Werk des Bildhauers Hans Weddo von Glümer stellt den Monarchen, wie kann es anders sein, mit dem Dreispitz auf dem Kopf und den Degen zur Seite stehend dar, den Blick weit ins Land gerichtet. Natürlich fehlt der Stock nicht, auf den sich der etwas gebeugte "Alte Fritz" stützt. Bronzene Kränze am Granitsockel bekunden die Verehrung und Dankbarkeit der Bewohner des Oderbruchs für ihren Gönner, der über die Kultivierung des öden Landstrichs gesagt haben soll, er habe eine Provinz erobert, ohne dass ein Tropfen Blut geflossen wäre.

Wie in Letschin zu erfahren ist, sollte das Friedrich-Denkmal auf dem Anger nach Ende der NS-Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg verschrottet werden. Preußisches wurde verachtet. Die Siegermächte erklärten 1947 dem Staat Preußen für aufgelöst, und es wurde festgelegt, dass alles, was an Militarismus und Faschismus erinnert, zu zerstören ist. Da lag es näher, auch den Alten Fritz als Schrott in die Buntmetallreserve zu geben. Ein mutiger Letschiner jedoch nahm sich des Denkmals an und versteckte es auf seinem Hof. Solange es die DDR gab, wartete der König auf Erlösung. Erst nach der Wiedervereinigung 1990 konnte man sich des Themas annehmen. Die Chance, die Figur im Windschatten des 1980 mit Billigung von SED- und Staatschef Erich Honecker Unter den Linden in Berlin aufgestellten Rauch'schen Reiterdenkmals in Letschin neu zu platzieren, scheiterte am Veto örtlicher Parteigremien, die so etwas wie Preußenkult zumindest in ihrem Einflussbereich nicht dulden wollten - Urbarmachung des Oderbruchs hin oder her.

Dass das Denkmal existiert, war bekannt, und man hat es sogar restaurieren lassen. Erst im Juni 1990 wurde der Große Friedrich mit dem Stock in der Hand aufgestellt. Da allerdings sein Stammplatz durch einen kleinen sowjetischen Friedhof mit Ehrenmal besetzt war, wählte man einen anderen durchaus repräsentativen Aufstellungsort. Wer Letschin besucht und im Restaurant "Alter Fritz" gleich beim Denkmal des Alten Fritz einkehrt, wird vom Wirt manche Anekdoten erfahren, während im Oderlandmuseum Bad Freienwalde die seinerzeit von höchster Stelle angeordnete Entwässerung des Oderbruchs sowie die Ansiedlung tausender Menschen aus allen Himmelsrichtungen in Friedrichs friedlich eroberter Provinz dokumentiert wird.

Neutrebbin im Landkreis Märkisch Oderland entstand 1755 im Zusammenhang mit der Trockenlegung des Oderbruchs unter Friedrich II.. Schon zwei Jahre später lebten hier 131 Familien, wodurch das Kolonistendorf das damals größte im Oderbruch wurde. Im Dorfzentrum von Neutrebbin steht ein Denkmal zu Ehren Friedrich II. 1904 enthüllt, wurde das Werk des Bildhauers Heinrich Wefing 1952 beseitigt und erst wieder 1994 als originalgetreuer Nachguss wieder aufgestellt.

21. Januar 2019

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