Königliches Refugium am Heiligen See
Mit dem Bau des Marmorpalais in Potsdam überwand Friedrich Wilhelm II. den spätbarocken Bombast seines Vorgängers



Abweichend von Entwurfszeichnungen haben Gontard und Langhans das Marmorpalais zu einem Palast entwickelt, der sich in Formen und Farben wunderbar in die Idylle am Heiligen See einfügt.



Friedrich Wilhelm II. gilt als schwacher Staatsmann und Feldherr, er regierte Preußen nur elf Jahre, aber die waren gefüllt sowohl mit kriegerischen Ereignissen als auch innenpolitischen Verwerfungen und künstlerischen Innovationen. Die Grafiken zeigen den König mal gravitätisch als Vater des Vaterlandes als auch als Freund der Wissenschaften und Künste.



Medaillen feiern Friedrich Wilhelm II. als neue Hoffnung des Landes und einen friedliebenden, den Musen zugewandten Monarchen.



Mit großer Sorgfalt hat die Preußische Schlösserstiftung das Marmorpalais außen und innen auf den Zustand Ende des 18. Jahrhunderts zurück geführt.



Köstliche Puttenreliefs aus Marmor und blau-weiße Wedgwood-Vasen auf dem Kaminsims sind stumme Zeugen für den von Friedrich Wilhelm II. und seinen Zeitgenossen am und im Marmorpalais zelebrierten Kunstgeschmack.



Parkbauten wie die Gotische Bibliothek am Heiligen See wurden in den vergangenen Jahren saniert und restauriert und erzählen von Stimmungen und Vorlieben des königlichen Bauherrn.





Zahlreiche Statuen und Säulen, Wirtschafts- und Wohngebäude, Staffagen, Ruhebänke, Brunnen, Fontänen und andere Anlagen im Neuen Garten sowie gärtnerisch gestaltete Grünflächen und Blumenrabatten wurden in den vergangenen Jahren von der Preußischen Schlösserstiftung sorgsam restauriert oder zur Freude der Besucher aus aller Welt auch rekonstruiert. (Fotos/Repros: Caspar)



Das frühklassizistische Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten, bis zum Ende der DDR als Armeemuseum eher missbraucht denn gut behütet, hat in den vergangenen Jahren innen und außen seine historische Gestalt zurück gewonnen. Die zwischen 1787 und 1791 für König Friedrich Wilhelm II., den Neffen und Nachfolger Friedrichs II., des Großen, nach Plänen von Karl von Gontard erbauten und nach dessen Tod von Carl Gotthard Langhans vollendete Sommerresidenz am Heiligen See war nach Übernahme durch die Nationale Volksarmee der DDR zwar vor Verfall bewahrt worden, musste aber ruppige Behandlung über sich ergehen lassen. So wurden die schon in den fünfziger Jahren begonnenen Restaurierungsarbeiten an dem Gebäude abgebrochen, das von 1882 bis 1913 als Sommersitz des deutschen und preußischen Thronfolgers und ab 1926 Schlossmuseum war. Die neuen Nutzer zogen Zwischenwände, Kabelschächte und Elektroheizungen ein, um Waffen, Fahnen, Uniformen, Bilder und Dokumente zeigen zu können. Kostbar bemalte und mit Stuck versehene Wände wurden verstellt und Seidentapeten verschwanden, Intarsienfußböden hat man durch Betonestrich, Linoleum und Spannteppich überdeckt oder ganz beseitigt.

Die hässlichen Zutaten wurden nach Übernahme durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg beseitigt. Ähnlich erging es dem Schloss Babelsberg, der Sommerresidenz des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I., das in DDR-Zeiten in ein Archäologie-Museum verwandelt und verschandelt wurde (siehe S. 14 a). Untersuchungen ergaben, dass in dem Marmorpalais noch vieles zu retten ist, zumal in den Depots der Schlösserstiftung manche originalen Ausstattungsstücke erhalten waren, die man nun wieder einbauen konnte, so Türen, Paneele und Teile des Parketts. Dazu kamen auch Kaminumrahmungen, die der Monarch in Italien hatte beschaffen lassen. Sorgfältig wurden auch Stoffreste, Splitter von Fußböden und andere Hinterlassenschaften für eine spätere Rekonstruktion gesammelt.

Kamine und Skulpturen aus Italien

Die königliche Sommerresidenz steht auf einer Terrassenanlage direkt am Ufer des Heiligen Sees. Die Schlossküche nebenan hat die Gestalt eines halb versunkenen antiken Tempels, der durch einen unterirdischen Gang mit dem Marmorpalais verbunden ist, vergleichbar mit den aufwändig gestalteten Communs hinter dem Neuen Palais im Park Sanssouci, die als Küche und Wirtschaftsbauten dienten. Das mit Reliefs aus schlesischem Marmor rundum verkleidete Palais am Heiligen See und die Säulen aus diesem Material verliehen diesem seinen Namen. Mit ihm schuf der Architekt Carl von Gontard das erste und einzige preußische Königsschloss im Stil des Frühklassizismus. Dem musisch veranlagten und dem Gedankengut der Rosenkreuzer verbundenen König dienten Schloss und Neuer Garten als privates Refugium. Der nach englischen Vorbildern gestaltete Park ist eine großzügige Anlage mit weiten Sichten hinaus in die Havellandschaft bis hin zur Pfaueninsel und sein Schloss, das Friedrich Wilhelm II. als luxuriös in Form einer "romantischen Ruine" gestaltetes Liebesnest hatte bauen lassen.

Die Inneneinrichtung des Marmorpalais ist von antikem Formengut beeinflusst. Zahlreiche Marmorkamine und antike Skulpturen wurden dafür eigens in Italien erworben. Die Räume entstanden zudem in enger Beziehung zu der ländlichen Idylle der Umgebung. Aus einheimischen Hölzern haben Kunsthandwerker kostbare Intarsien und hochwertige Holzfußböden geschaffen. Die kostbare Ausstattung wird darüber hinaus durch die feinen Seidenbespannungen und die zwei Standuhren aus dem Nachlass der Madame Pompadour sowie die umfangreiche Sammlung hochwertiger Keramikvasen aus der englischen Wedgwood-Manufaktur bereichert. Das ganz aus verschiedenfarbigem Marmor gestaltete Vestibül, der unmittelbar am Wasser gelegene Grottensaal sowie der eindrucksvolle Konzertsaal bilden die Höhepunkte der ungeachtet mancher Widrigkeiten noch im Original erhaltenen frühklassizistischen Räume des Schlosses.

Blau-weißes türkisches Zeltzimmer

Die einzigartigen Bildhauerarbeiten und Stuckaturen, die weit über 200 Jahre alten Möbel und die farbenfreudigen Ausmalungen machen den besonderen Reiz der königlichen Wohn- und Gesellschaftsräume aus, die durch Restauratorenkunst in ihren originalen Zustand zurück versetzt wurden und von Schlossbesuchern besichtigt werden können. Als auch die aus England stammenden Wedgwood-Vasen auf Tische und Kamine gestellt und historische Möbel und Gemälde ihren angestammten Ort eingenommen hatten, war das historische Interieur nahezu komplett. Wiederhergestellt wurden unter anderem das zum Rundgang gehörende "Türkische Zeltzimmer", das sich Friedrich Wilhelm II. in seiner Sommerresidenz einrichten ließ. Der mit blau-weiß gestreiftem Atlas ausgeschlagene Raum ist ein Beispiel für die Ende des 18. Jahrhunderts gepflegte Orient-Manie. Wie die Fama erzählt, soll sich der cellospielende Herrscher und Freund schöner Frauen in diesem Raum in so etwas wie "Tausend und eine Nacht" versenkt haben, und wenn es ihm nach einer Liebesnacht und dem Erwachen aus süßen Träumen nach freiem Blick auf das Wasser gelüstete, ließ er die mit Perlenstickereien eingefassten Stoffbahnen beiseite schieben.

Die von Karl Gotthard Langhans, dem Erbauer des Brandenburger Tors in Berlin, entworfene Raumausstattung, zu der auch ein blau-weiß bezogener Diwan und ebensolche Sessel sowie mit Straußenfedern geschmückte Seidendraperien in der Art von Leopardenfellen gehörten, ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Anhand von Stoffresten und alten Zeichnungen gelang es Restauratoren der Schlösserstiftung mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Preußischen Schlösser, die orientalische Märchenwelt im "türkischen Zeltzimmer" zu neuem Leben zu erwecken. Die Berliner Cornelsen Kulturstiftung, die sich bereits mit Millionensummen um die Restaurierung von Ausstattungsstücken in den Preußenschlössern Caputh, Königs Wusterhausen und Paretz verdient gemacht hat, sprang auch bei der Wiederherstellung des edel dekorierten Konzertsaals des königlichen Hausherrn und des "türkischen Zeltzimmers" im Obergeschoss des Marmorpalais mit einer namhaften Summe ein. Beim Rundgang bleibt auch dieser Beweis für modernes Mäzenatentums nicht unerwähnt. Zur Besichtigungstour gehören weitere Räume mit "arkadischen" Ausmalungen, wiederhergestellt sind auch der Konzertsaal, das königliche Ankleide- und Schlafzimmer und weitere Säle.

Kritik am "dicken Wilhelm"

Friedrich Wilhelm II. war nach dem Tod Friedrichs II., des Großen, enthusiastisch als "Neue Hoffnung des Reiches" begrüßt worden. Sein Vorgänger und Onkel hatte von dem "dicken Wilhelm", wie der "sexueller Ausschweifung" bezichtigte Prinz von Preußen im Volksmund genannt wurde, keine gute Meinung. "Nichts als Unglück aber sehe ich für die voraus, die ihrer Trägheit nachgehen und den Dingen ihren Lauf lassen, statt einzugreifen, bei denen Bequemlichkeit und Schlaffheit über ihre Pflicht siegen, so dass sie die Leitung der Armee und des Staates in andere Hände legen. Ich wünsche, dass dergleichen nie vorkommt. [...] Für Dich arbeite ich, aber Du musst darauf sehen, dass Du bewahrst, was ich schaffe. Bist Du träge und indolent, wirst Du zwischen Deinen Händen zerrinnen sehen, was ich mit soviel Mühe zusammengebracht habe", schrieb der Alte Fritz seinem designierten Nachfolger. Ihm missfielen an dem begeisterten Cellospieler und wenig wählerischen Frauenliebhaber mangelndes Interesse an Politik, Wirtschaftsförderung und Militärwesen.

Des alten Königs Befürchtungen waren begründet, denn nach dem Thronwechsel am 17. August 1786 überließ der neue König die Politik skrupellosen Emporkömmlingen und Geistersehern, während er sich mit seinen Mätressen verlustierte. In den Kriegen gegen das revolutionäre Frankreich agierte Friedrich Wilhelm II., viele Untertanen und bedeutende Summen aus dem Staatsschatz opfernd, ohne Glück. Auf der anderen Seite setzte er in Preußen einen neuen Baustil, den Klassizismus, durch, zu bewundern am Brandenburger Tor in Berlin, am Marmorpalais in Potsdam und im Arbeits- und Sterbezimmer Friedrichs des Großen im Schloss Sanssouci. Dessen Rokoko-Interieur hatte er pietätlos seinem frühklassizistischen Kunstgeschmack geopfert, und es wird vermutet, dass er das tat, um seinem alles dominierenden Onkel noch im Tod zu treffen. Dieser hatte in seinem Testament geschrieben: "Ich überlasse meinem lieben Neffen, Friedrich Wilhelm, als erstem Thronfolger, das Königreich Preußen, die Provinzen, Städte, Schlösser, Forts, Festungen, alle Munition, Arsenale, die von mir eroberten und ererbten Länder, alle Edelsteine der Krone, die Gold- und Silberservice, die in Berlin sind, meine Landhäuser, Bibliothek, Münzkabinett, Bildergalerie, Gärten u. s. w. Auch überlasse ich ihm den Schatz, in dem Zustande, in welchem er sich an meinem Sterbetage befinden wird, als ein dem Staate zugehöriges Gut, das nur zur Verteidigung oder zur Unterstützung des Volkes angewandt werden darf." Friedrich Wilhelm II. hat das in ihn gesetzte Vertrauen und den preußischen Staatsschatz binnen weniger Jahre durch Miss- und Günstlingswirtschaft sowie unglückliches Agieren in den Kriegen gegen das revolutionäre Frankreich nach 1789 vergeudet. Mit seinen Missgriffen war der König von Preußen in der damaligen Fürstenriege nicht allein, auch andere Potentaten und ihr Anhang wussten auf Kosten ihrer Untertanen blendend zu leben und sind als skrupellose Machtmenschen und Despoten in böser Erinnerung.

Lebemann par excellence

Friedrich Wilhelm II. war ein Lebemann par excellence, der neben dem legitimen Thronfolger Friedrich Wilhelm (III.) auch etliche illegitime Kinder hatte. Unter seiner Regentschaft zwischen 1786 und 1797 blühte die Mätressen- und Günstlingswirtschaft auf, die unter der Herrschaft seines Vorgängers ausgerottet war. Der Monarch überließ die "verfluchte Arbeit", also das Regieren, zwielichtigen und machtgierigen Personen, wo doch die schwierigen Zeiten, da auch Preußen die Wirkungen der französischen Revolution zu spüren bekam und zu ihrer Abwehr mit Frankreich Krieg führte, kluge und innovative Staatenlenker gebraucht hätte. Versteht sich, im "galanten Preußen" der Korruption Tür und Tor offen standen und die so genannten preußischen Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Treue unter die Räder gerieten.

Der "dicke Wilhelm", wie man den Neffen des Alten Fritzen nannte, war besonders Wilhelmine Encke verfallen, der Tochter eines königlichen Kammermusikers und Waldhornisten. Sie war noch ein halbes Kind, als der noch junge Thronfolger sie kennenlernte und eine stürmische Liebesbeziehung neben seiner für die Thronfolge wichtigen Ehe begann. Der schönen Wilhelmine verschaffte der Prinz von Preußen eine gute Bildung. Auf ihn hatte die mit dem Geheimen Kämmerer Ritz pro forma verheiratete Dame von berückender Schönheit, wenn man Gemälden glaubt, starken Einfluss. Wer zum Herrscher wollte, musste an der "preußischen Pompadour" vorbei, so ein von der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. auf Wilhelmine Ritz, geborene Encke, übertragener Spottname.

Erinnerung an Konvention von Tauroggen

Die von Carl Gotthard Langhans entworfene Orangerie an der Hauptallee im Neuen Garten besitzt als Mittelteil den Palmensaal, der als Fest- und Konzertsaal diente. Die von Kaiser Wilhelm II. gestiftete Tafel an der Fassade erinnert an den Empfang der Nachricht über die zwischen preußischen und russischen Truppen Ende 1812 geschlossene Konvention von Tauroggen, einen Markstein auf dem Weg zu den Befreiungskriegen, die 1813 bis 1815 zur Niederlage und Vertreibung der Truppen Kaiser Napoleons führten. Friedrich Wilhelm III. von Preußen missbilligte den Waffenstillstand und gab Befehl, Yorck zu verhaften und vor ein Kriegsgericht zu stellen. Als ihm die Tragweite der Niederlage der Grande Armée Napoleons I. in Russland bewusst war und die Entwicklung in Preußen den Mut des Generals, gegen den Befehl seines Königs zu handeln, bestätigte, erhielt Yorck die ihm gebührende Anerkennung. In Berlin ließ Friedrich Wilhelm III. dem Feldherren Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg ein von Christian Daniel Rauch geschaffenes Bronzedenkmal errichten, das sich neben den Monumenten des gleichen Bildhauers für Blücher und Gneisenau im Prinzessinnengarten neben der Staatsoper Unter den Linden erhebt.

Um das Ansehen seiner Nebenfrau zu heben, verlieh Friedrich Wilhelm II. ihr den Titel einer Gräfin Lichtenau und schenkte ihr Güter, Geld und Häuser. Das Palais Lichtenau steht noch heute am Rand des Heiligen Sees, vis à vis vom Marmorpalais, dem edel gestalteten Liebesnest Friedrich Wilhelms II. Mit der Gräfin Lichtenau hatte der König fünf Kinder, darunter auch einen Knaben, der den Titel eines Grafen von der Mark erhielt. Der Junge starb unter mysteriösen Umständen, man sprach von Giftmord. Für ihn schuf Johann Gottfried Schadow ein ergreifendes Grabdenkmal, das in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel bewundernde Blicke auf sich zieht.

Gräfin Lichtenau enteignet und verbannt

Natürlich blieb das Treiben des auch wie Ludwig XV. von Frankreich "der Vielgeliebte" genannten Königs nicht unbeobachtet. Doch hielt man sich aus Furcht, der Majestätsbeleidigung bezichtigt und verurteilt zu werden, mit allzu heftiger Kritik zurück. Solange Friedrich Wilhelm II. seine Hände schützend über die Geliebte hielt, konnte man ihr nichts anhaben. Das änderte sich erst nach dem Thronwechsel im Jahre 1797. Jetzt erschien eine Fülle bissiger Pamphlete gegen die Lichtenau, die man mit einer Hexe verglich. Natürlich richteten sich die anonymen Angriffe auch gegen den bisherigen König, der in seiner, wie man sagte, Liebestollheit mit der Lichtenau nicht genug hatte, sondern auch noch weitere Mätressen nebeneinander und nacheinander mit seiner Gunst beglückte.

Der neue Mann an der Spitze der Monarchie, König Friedrich Wilhelm III., verkörperte strenge moralische Grundsätze und sah dem Treiben seines Vaters schon als Kronprinz kritisch zu. Er strengte einen Hochverratsprozess gegen die Gräfin Lichtenau an, doch verlief die Sache im Sande, weil niemand wirklich an der Aufklärung hochnotpeinlicher Vorgänge am Hof in Berlin und Potsdam Interesse hatte und auch vermieden werden sollte, dass ein Schatten auf das Haus Hohenzollern fällt. Die Gräfin Lichtenau kam für zwei Jahre ins Gefängnis und wurde anschließend aus Berlin verbannt. Außerdem hat man Güter und Vermögen eingezogen. Friedrich Wilhelm III. ließ sich später erweichen und gestattete der immer noch stattlichen Dame 1809 die Rückkehr in die Hauptstadt, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1820 unbehelligt als wohlhabende Frau starb.

Das klassizistische Palais Lichtenau in der Potsdamer Behlertstraße 31 steht am Rand des Heiligen Sees in der Potsdamer Behlertstraße. 1796 bis 1797 unter Friedrich Wilhelm II. erbaut, soll es entgegen der Überlieferung und Namensgebung ist das Palais nicht für dessen Geliebte, Gräfin Wilhelmine von Lichtenau, erbaut und auch nicht von dieser bewohnt worden sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde das stattliche Wohnhaus für den Kämmerer Johann Friedrich Ritz errichtet, den nominellen Gemahl der Gräfin Lichtenau. Da diese bei Baubeginn in Italien weilte und den Sommer 1797 in Bad Pyrmont verbrachte, kann sie nur die vom Herbst 1796 bis zum Frühjahr 1797 erfolgte Innenausstattung des Hauses beeinflusst haben. Die Zeit von ihrer Rückkehr aus Pyrmont bis zum Tod des damals schon schwerkranken Königs am 16. November 1797 verbrachte sie im Damenhaus des Holländischen Etablissements im Neuen Garten, um möglichst in unmittelbarer Nähe des Geliebten zu sein. Nach dem von kaum jemand, mit Ausnahme der Gräfin Lichtenau, betrauerten Tod Friedrich Wilhelms II. wurde sie von dessen Nachfolger des Hochverrats und der Unterschlagung beschuldigt und in Festungshaft genommen. Ritz ließ 1798 bis 1800 von Boumann für sich und seine neue Gemahlin Henriette Baranius in der Berliner Straße 136 ein neues Wohnhaus bauen, das verändert erhalten und heute als Villa Ritz bekannt ist. Ende der 1980er Jahre plante das Institut für Denkmalpflege angesichts gravierender Schäden die Restaurierung des Palais, nach deren Abschluss der Bau als Standesamt genutzt werden sollte. Nach mehreren Jahren des Leerstands und der Insolvenz der Vorbesitzerin ist in dem Haus seit Abschluss von Restaurierungsarbeiten (2011 bis 2013) eine Hautklinik untergebracht. Der Festsaal wird als Veranstaltungsort genutzt.

30. Mai 2019

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"