Nach langer Irrfahrt kehrten vor einigen Jahren 26 Teile eines kostbaren Porzellanservices nach Sanssouci zurück, in das Gartenreich König Friedrichs II., des Großen. Er hatte es 1762 in der Meißener Porzellanmanufaktur für den Chinesischen Pavillon im Park Sanssouci bestellt, eine zerbrechliche Ware, die nach Vorgaben des Monarchen und Porzellanliebhabers mit exotischen Chinoiserien geschmückt ist. Möglich wurde die Heimkehr der zwölf Dessertgedecke und eines prächtigen Tafelaufsatzes durch eine namhafte Spende der Berliner Cornelsen Kulturstiftung. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren mit großem Engagement die Restaurierung der Königsschlösser und Ergänzung ihrer Ausstattung finanziert und auch den Bau einer Volière auf der Pfaueninsel für die dort lebenden Pfauen ermöglicht. Die die einzigartigen Vasen, Teller und Terrinen des Japanischen Services im Chinesischen Teehaus vermitteln eindrucksvoll, wie der königliche Salon ursprünglich ausgestattet war.
Der König hatte die Vorgaben für einen dem Zeitgeschmack der Chinoiserie verpflichteten Pavillons erlassen. Er besteht aus einer eigenartigen Mischung von Stilelementen des Rokokos und solchen in Ostasien. Die ungewöhnlich lange Bauzeit von neun Jahren hat mit dem Siebenjährigen Krieg zu tun, der von 1757 bis 1763 und Preußen den sicheren Besitz der schlesischen Fürstentümer bescherte, das Land aber an den Rand des finanziellen Ruins brachte. Erst nach Kriegsende bekamen die Kabinette ihre erlesene Ausstattung. Da das Gebäude neben seiner Funktion als schmückende Gartenarchitektur ab und zu auch als exotische Kulisse für Festlichkeiten diente, gab der König Order zum Bau einer Chinesischen Küche wenige Meter südöstlich des Chinesischen Hauses. Nach einem Umbau 1789 erinnern nur noch die sechseckigen Fenster an den ostasiatischen Charakter des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes. Ebenfalls unter dem Einfluss der Chinoiserie entstand einige Jahre später, auf dem am nördlichen Rand des Parks Sanssouci angrenzenden Klausberg, nicht weit vom Belvedere, das Drachenhaus in der Form einer chinesischen Pagode.
Vergoldete Damen und Herren
Das Chinesische Haus hat den Grundriss eines Kleeblatts. An den kreisrunden Zentralbau schließen sich in regelmäßigen Abständen drei Kabinette im Wechsel mit Freiräumen an. Fast bodentiefe, rundbogige Fenster und Fenstertüren lassen viel Licht in das Innere des Pavillons. Das geschwungene zeltartige Kupferdach wird in den Freiräumen von je vier vergoldeten Palmsäulen aus Sandstein gestützt. Die fremdartig gekleideten Damen und Herren sind Arbeiten des Schweizer Bildhauers Johann Melchior Kambly, der ab 1745 im Auftrag Friedrichs des Großen in Sanssouci tätig war. Die vergoldeten Sandsteinskulpturen, am Fuß der Säulen sitzend und an den Wänden der Kabinette stehend, stammen aus den Werkstätten der Bildhauer Johann Gottlieb Heymüller und Johann Peter Benkert. Den Entwürfen für das Figurenensemble der speisenden, trinkenden und musizierenden Chinesen standen den Bildhauern Menschen aus der Region Modell, woraus sich die europäischen Gesichtszüge der Figuren erklären. Der Tambour, der dem Dach aufgesetzt wurde, wird von der vergoldeten Figur eines Mandarin mit aufgespanntem Schirm und Caduceus bekrönt. Nach einem Entwurf des Bildhauers Benjamin Giese wurde sie von Friedrich Jury als Kupfertreibarbeit hergestellt. Durch die längsovalen Fensteröffnungen des Tambours fällt ebenso wie durch die Fenster in der Fassade viel Licht in den Zentralraum.
Maßnahmen zum Schutz der Gartenplastiken
Seit Jahren ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg dabei, die kostbaren Skulpturen aus Marmor und Sandstein im Park Sanssouci zu kopieren. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren solche rund um die Große Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci (Foto) und in anderen Bereichen aufgestellt worden. Die unter der Regentschaft Friedrichs des Großen geschaffenen Meisterwerke französischer Bildhauerkunst durften nicht länger Wind und Wetter ausgesetzt werden. Wie Saskia Hüneke, die für die Skulpturen zuständige Kustodin in der Schlösserstiftung, erklärt, ist geplant, die originalen Doppelgruppen der vier Elemente, die acht olympischen Götterbilder und weiter Meisterwerke der Bildhauerei in einem speziellen Museum öffentlich zu zeigen, womit die Stiftung ein neues Highlight für Besucher ihrer Schlösser und Gärten schaffen würde. Allerdings steht das Gebäude für dieses Lapidarium bisher noch nicht zur Verfügung. Bis das Haus gebaut und eröffnet werde, werden die Marmorfiguren von der Großen Fontäne, aber auch weitere Kostbarkeiten dieser Art wie die ebenfalls durch eine Kopie ersetzte Marmorgruppe Flora mit Zephir über der Grabstätte Friedrichs des Großen nahe Schloss Sanssouci und das Pendant Kleopatra mit trauernden Amor auf der anderen Seite der Terrasse gut geschützt in einem zentralen Depot aufbewahrt.
19. Januar 2019
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