"Der Bürger Wohl sei oberstes Gebot"
Neue Gedenkmünze würdigt 2020 die 900 Jahre alte Stadt Freiburg im Breisgau



Bastian Prillwitz gestaltete die neue Freiburg-Münze, die laut Buchstaben G in Stuttgart geprägt wird. Foto: BVA/Wuthenow



Städte waren wichtige Zentren für Handel und Wandel, manche Tische der Kaufleute und Geldwechsler bogen sich unter der Last der Münzen aus aller Herren Länder, die bei Geschäften aller Art hin und her gereicht wurden. Alles Ansehen, aller Wohlstand nutzten wenig, wenn der Tod kommt, soll die Allegorie sagen. Daher sollte man auf das Unvermeidliche durch ein sittsames und gottesfürchtiges Leben eingestellt sein, lautet die Moral.





Der Doppelkreuzer zeigt den Kopf eines Raben, auf der Rückseite wird Gott um Frieden in diesen Zeiten gebeten. Kaiser Ferdinand II. zeigt im Reichsapfel eine Zahl, die für 60 Kreuzer steht.





Zwei Stadtheilige beschützen auf dem so genannten Protektorentaler aus dem Jahr 1739 die von einem Festungskranz umgebene Stadt. Darunter ist auf dem undatierten Taler (1715) in der barocken Wappenkartusche unter der Stadtansicht der traditionelle Rabenkopf zu sehen. Die Weintrauben unter dem Kaiseradler kommen auch auf der für 2020 geplanten Freiburg-Münze vor.



Der Dukat von 1717 feiert das 200. Jubiläum der Lutherschen Reformation, der sich die Einwohner von Freiburg im Breisgau wie viele andere Städte sowie Fürstentümer schon frühzeitig angeschlossen haben. (Fotos: Caspar)

Stadtansichten auf Münzen und Medaillen erfreuen sich bei Sammlern großer Beliebtheit. Die metallenen Miniaturen mit Kirchen sowie Rat- und Bürgerhäusern, die oft durch einen Festungsgürtel geschützt werden, erzählen viel über die Größe und Bedeutung einer Stadt. Stempelschneidern standen außer dem eigenen Augenschein auch Stiche, Holzschnitte und Gemälde zur Verfügung. Sofern es sich um Städte mit einem Hafen oder solche an einem Fluss handelte, war es nur natürlich, dass man diese gute Lage auch durch Schiffe verdeutlichte, die sanft im Wasser schaukeln.

Die für 2020 anlässlich der Neunhundertjahrfeier von Freiburg im Breisgau angekündigte Zwanzig-Euro-Münze fügt sich gut in dieses Thema ein. Anno 1120 von Konrad von Zähringen mit dem Marktrecht ausgestattet und damit zur Stadt erhoben, bereitet sich die Schwarzwaldmetropole auf ein mit vielen Events vollgestopften Festprogramm auf diesen Geburtstag vor. Die neue, in Karlsruhe mit dem Münzzeichen G geprägte Gedenkmünze wurde von dem Berliner Designer Bastian Prillwitz gestaltet. Die Jury lobte, dass die Bürgerschaft der Stadt vor dem aus einem Kreuz bestehenden Stadtwappen Aufstellung genommen hat. Auf der rechten Seite sind das Münster mit dem 115 hohen Turm, dem Martinstor und weitern Baudenkmälern zu erkennen. Links fällt der Blick auf die umgebende Natur, oben und unten sind die umliegenden Berge und unten die "Freiburger Bächle" zu erkennen. "Dem Künstler gelingt es, die Vielzahl der Elemente in eine hervorragende Gesamtkomposition zusammen zu bringen", schreibt das Preisgericht und fügt hinzu, dass die Wertseite mit dem würdigen Adler auf sehr überzeugende Weise mit der Bildseite korespondiert. Als Randschrift wurde DER BUERGER WOHL SEI OBERSTES GESETZ + festgelegt.

Freiburg im Breisgau wechselte nach 1800 mehrfach die Besitzer und fiel 1815 im Ergebnis des Wiener Kongresses an Baden. Die Stadt profitierte von der Gründung des deutschen Kaiserreichs, konnte einen beträchtlichen Zuwachs der Einwohnerschaft verzeichnen und erlebte auch einen Bauboom. Im Zweiten Weltkrieg blieb nur das Münster mit seinem angeblich schönsten Turm der Christenheit erhalten, während die Altstadt zum großen Teil durch Bombardierung zerstört wurde.

Rabenkopf als Erkennungszeichen

Das Erscheinen der Gedenkmünze wirft die Frage nach der numismatischen Vergangenheit von Freiburg auf. Wann in Freiburg im Breisgau eine städtische Münze ihre Arbeit aufnahm, kann nicht genau gesagt werden. Hier wie bei anderen Städten fehlen die entsprechenden Urkunden, und so wird angenommen, dass Freiburg mit der Herstellung von kleinen Hohlpfennigen mit einem Rabenkopf Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen hat. Die frühen Freiburger Münzen kombinieren den Vogel mit dem aus einem Kreuz gebildeten Stadtwappen. Außer den einfachen Rappenmünzen ließ die Stadt ab 1498 so genannte Vierer im Wert von zwei Rappen oder vier Hälblinge prägen, wobei die Umschriften aus gotischen beziehungsweise lateinischen Buchstaben gebildet wurden. Solche Kombinationen waren am Beginn der Neuzeit nicht ungewöhnlich, wie ein Blick auf die Münzen anderer Fürstentümer und Städte zeigt.

Freiburg ließ sich mit der Herstellung von Talern viel Zeit. Erst 1542 und danach ließ die Stadt solche Silbermünzen mit dem Rabenkopf als Erkennungszeichen auf der einen sowie dem einköpfigen Reichsadler auf der anderen Seite prägen. Einmal in Fahrt, hat man in Freiburg ab 1565 gemäß den Festlegungen der Reichsmünzordnung von 1559 Guldentaler, halbe Guldentaler sowie Zehn-Kreuzer-Stücke geschlagen. Der in Kreuzer ausgedrückte Wert der Guldentaler und der Halbstücke ist durch die Ziffern 60 und 30 im Reichsapfel vermerkt, den der Kaiser in der Hand hält.

Nach dem Ende des Rappenmünzbundes 1584 ruhte der Prägehammer längere Zeit. Erst 1620, am Anfang des Dreißigjährigen Kriegs, hat man ihn in Freiburg wieder aufgenommen und eine umfangreiche Münzemission aufgelegt. Sie bestand aus einfachen und mehrfachen Kreuzern, aber auch aus Talern und ihren Teilstücken sowie aus Goldgulden. Alle diese Münzen sind am Rabenkopf und dem Kreuzschild gut zu erkennen. Eine ähnliche Münzreihe brachte die Stadt im 18. Jahrhundert heraus, doch sie ließ auch die seltenen Taler mit Ansichten ihres Panoramas herstellen. Überliefert sind solche Silberstücke von 1711 sowie ein undatierter Taler, der den Frieden von Rastatt im Jahr 1714 feiert. Mit ihm wurde der Spanische Erbfolgekrieg beendet, der so viel Unglück auch über den deutschen Süden gebracht hatte. Zu den Freiburger Stadtansichten kamen 1735 und 1739 die so genannten Protektorentaler, auf denen die Schutzheiligen Lambertus und Alexander als Bischof beziehungsweise als römischer Soldat abgebildet sind. Die Vorderseite zeigt die Stadt durch eine Mauer mit gezackten Bastionen geschützt. Mit diesem besonders schön geschnittenen Taler hat sich Freiburg im Breisgau 1739 aus der Münzgeschichte verabschiedet.

Streng geregeltes Oben und Unten

Verschiedene Freiburger Münzen sind wahre Museumsstücke und erzielen in Auktionen hohe Preise. Zu den Silberstücken gesellen sich Dukaten von 1712 mit dem stehenden Erzherzog Leopold, der die Fahne von Niederösterreich in der Hand hält, sowie ein Dukat von 1717 mit einer den Talern nachempfundenen Stadtansicht und dem Reichsadler. Verschiedene Freiburger Münzen sind wahre Museumsstücke und erzielen, wenn sie denn in Auktionen angeboten werden, hohe Preise.

Dass es in den Städten ein streng reglementiertes Oben und Unten gab, dass in den engen Gassen und den kleinen Häusern Hunger zuhause war und Krankheiten grassierten und bei Epidemien viele Menschen starben, dass auf hier Patrizier und reiche Kaufleute ein wahrhaft fürstliches Leben führten und dort Bettler und Kranke vor Kirchen und Bürgerhäusern um Almosen baten und die Hospitäler überfüllt waren, sollte beim Anblick der edel gestalteten Prägungen nicht übersehen werden. Auf der anderen Seite sei daran erinnert, dass in den Städten Handwerker, Kaufleute, Künstler und Gelehrte tätig waren, die die Gesellschaft wirksam voran brachten und ihren Weg in die Moderne ebneten. Museen dokumentieren diese Aspekte städtischer Geschichte durch Exponate aus Fundstücke aus Grabungen, Grafiken und Dokumente. Leider aber spielen in solchen Ausstellungen Münzen und Medaillen, auch solche mit Stadtansichten, vielfach eine untergeordnete Rolle, wenn man sie überhaupt würdigt.

10. September 2019

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