Rebellion gegen Fremdherrschaft
Habsburger nahmen zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs an böhmische Protestanten blutige Rache und belohnten ihre Anhänger





Der aus der Pfalz stammende "Winterkönig" Friedrich konnte sich nur kurze Zeit auf dem Thron in Prag halten. Die Medaillen feiern seine Krönung am 4. November 1619.



Blutig nahm die kaiserliche Macht 1621 in Prag an den Rebellen Rache, die zwei Jahre zuvor ihre Vertreter aus dem Fenster warfen und sich einem protestantischen Herrscher anschlossen. "Winterkönig" Friedrich I. von der Pfalz verlor den Kampf gegen das Haus Habsburg, ging ins niederländische Exil und starb 1632.





Spottbilder machen sich über den ehemaligen Winterkönig lustig, der mit Frau und Kindern die Flucht ergreift.







Kurfürst Maximilian von Bayern und der 1634 in Eger ermordete rFeldherr Albrecht von Wallenstein (Bild oben) waren prominente Profiteure der Auseinandersetzungen am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, dargestellt auf einem Fünffachen Dukaten von 1640 und einem Taler von 1633 mit dem mecklenburgischen Wappen.



Nach der furiosen Münzprägung von Talern in Sankt Joachimsthal ging es in dieser Hinsicht in der Familie Schlick bescheidener zu. Der im Stil der frühen Joachimsthaler gestaltet ist der in der Bergstadt Plan (Planá) bei Marienbad geprägte Doppeltaler von 1645. Die Rückseite schmückt nicht mehr der böhmische Löwe, sondern der kaiserliche Doppeladler. (Fotos/Repros: Caspar)

Österreich und Böhmen und weitere Nachbarländer - das ist eine lange, wechselvolle und von tragischen Ereignissen geprägte Geschichte. Die in Wien residierenden Träger der römisch-deutschen Kaiserkrone und ihr Anhang glaubten, andere Länder und Völker unterdrücken und ausbeuten sowie sie im Nahmen der katholischen Kirche missionieren zu dürfen. Dagegen richtete sich Widerstand, es kam zu Aufständen und Kriegen, in denen am Ende im 19. Jahrhundert die Habsburger obsiegten. Auf recht spektakuläre Weise begann mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 der Dreißigjährige Krieg. Dabei wurden zwei habsburgische Statthalter und ein Schreiber aus einem Fenster der Prager Burg geworfen und landeten weich auf einem Misthaufen, wie die Legende erzählt. Die "Defenestration" war eine wenig vornehme, aber treffliche Methode, seinen Protest gegenüber der fremden Obrigkeit zu demonstrieren. Nahezu 200 Jahre zuvor, 1419, gab es in Prag einen ersten Gewaltakt dieser Art, als aufgebrachte Anhänger des 1415 beim Konzil in Prag als angeblicher Ketzer verbrannte Jan Hus Katholiken aus dem Fenster des Neustädter Rathauses warfen. Die Folge waren die blutigen Hussitenkriege, die zwei Jahrzehnte Mitteleuropa in Atem hielten.

Bei der Rebellion von 1618 ging es um einen Glaubenskonflikt, denn Anhänger des 1415 als Ketzer verbrannten tschechischen Reformators Jan Hus forderten, dass die katholischen Habsburger, die als Könige in Böhmen herrschten, die mühsam erkämpften Glaubensfreiheiten weiterhin respektieren. Immerhin waren über die Hälfte ihrer böhmischen Untertanen Protestanten, und sie fürchteten, mit Feuer und Schwert katholisiert zu werden. Natürlich ließ sich Kaiser Ferdinand II. im fernen Wien die schmähliche Behandlung seiner Abgesandten nicht gefallen. Es kam zu bewaffneten Konflikten und zum Aufstand der protestantischen Stände gegen die Habsburgerherrschaft. In den blutigen Auseinandersetzungen zwischen 1618 und 1648 ging es nicht nur um Glaubensfragen, sondern noch viel mehr um Territorien, Macht und Titel.

Friedrich von der Pfalz als Winterkönig

Der römisch-deutsche Kaiser und König von Böhmen bekämpfte mit aller Härte alles, was nach Reformation und Luthertum zu tun hatte. Die in Opposition zu ihm stehenden böhmischen Stände wählten als eigenen König den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, erklärten Ferdinand II. für abgesetzt und suchten im römisch-deutschen Reich nach Verbündeten aus dem lutherischen und calvinistischen Lager. Den Aufrührern schlossen sich die mährischen Stände sowie die der Nieder- und Oberlausitz beziehungsweise in Nieder- und Oberösterreichs an, die sich der 1517 von Martin Luther initiierten Reformationsbewegung zugehörig fühlten.

Von Friedrich, einem Anhänger des calvinistischen Glaubens, und seiner Gattin Elisabeth, einer Tochter des englischen Königs, erhofften die Protestanten Hilfe im Kampf gegen die Katholiken. Doch konnte sich Böhmens neuer König Friedrich I. nur kurze Zeit vom August 1619 bis Ende 1620 auf dem Thron in Prag halten. Das verschaffte ihm den von seinen Gegnern erfundenen Spitz- und Spottnamen Winterkönig. Am 4. November 1619 im Prager Veitsdom gekrönt, sah sich Friedrich von der Pfalz als Kreuzritter des Protestantismus. Seine Anhänger aber erwiesen ihm mit der Königswahl einen Bärendienst, denn jetzt bekam er es als abtrünniger Fürst mit Kaiser Ferdinand II. und den katholischen Reichsfürsten und Reichsstädten zu tun. Rebellionen dieser Art wurden als Majestätsverbrechen mit Feuer und Schwert bekämpft. Das kannte man auch aus früheren Fällen des Aufbegehrens gegen die feudale Grundordnung. Der nur deutsch sprechende Winterkönig und sein von calvinistischen Landsleuten beherrschter Hofstaat zogen sich den Zorn der böhmischen Untertanen sowie eines Teils der Geistlichkeit und des Adels auf sich. Nach der Niederlage seiner Truppen in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 wurde Friedrich I. mit der Reichsacht belegt. Er verlor die böhmische Krone, seine pfälzischen Erblande und die Würde eines deutschen Kurfürsten und damit das Recht, mit den anderen Kurfürsten das Reichsoberhaupt wählen zu dürfen. Friedrichs Versuch, aus der Kurpfalz "die" führende protestantische Macht im römisch-deutschen Reich zu machen, war gescheitert.

Profiteure des Machwechsels in Prag

Einer der Profiteure des Machwechsels in Prag war der bayerische Herzog Maximilan, der 1623 vom Kaiser mit der pfälzischen Kurfürstenwürde ausgezeichnet wurde und als Vorreiter der katholischen Gegenreformation in die Geschichte einging. Ein anderer war der böhmische Adlige Albrecht von Wallenstein. Dank seines Reichtums und guter Beziehungen zu den Höfen in Wien und Prag erwarb er große Ländereien von böhmischen Adligen, die gegen die Habsburgerherrschaft rebelliert hatten sowie geächtet und hingerichtet worden waren. Wallenstein sprang dem in Bedrängnis geratenen Kaiser Ferdinand II. mit einem auf eigene Kosten ausgerüsteten Heer bei, was sein Ansehen am Wiener Hof erhöhte und ihm den Titel eines Herzogs von Friedland und Fürsten von Sagan eintrug. Sein rasanter Aufstieg zum Generalissimus und ab Herzog von Mecklenburg rief Neider auf den Plan, doch konnten sie ihm nichts anhaben, solange er sich kaiserlicher Gunst erfreute.

Als aber Wallenstein in seiner Gier nach Macht und Reichtum den Bogen überspannte, war er nicht mehr zu halten, und so fanden sich kaiserliche Offiziere, die Wallenstein am 24. Februar 1634 in Eger den Garaus machten. Angeblich wusste der Kaiser von nichts, aber er sorgte dafür, dass das Andenken an den ehemals Gefeierten aus dem Gedächtnis seiner Zeit getilgt wurde. Weitere Nutznießer ihrer Treue zum Kaiserhaus waren katholische Mitglieder der böhmischen Grafen Schlick, deren Name untrennbar mit der Geburt des Talers in der Bergstadt Sankt Joachimsthal verbunden ist. Da andere Familienmitglieder am lutherischen Glauben festgehalten und gegen Ferdinand I. rebelliert hatten, raubte dieser ihnen nicht nur ihre Besitztümer, sondern ließ sie öffentlich hinrichten.

Adelsgeschlecht Schlick fiel in Ungnade

Nach der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 verloren nicht nur Friedrich von der Pfalz die böhmische Königskrone, die Rache des römisch-deutschen Kaisers und Königs von Böhmen traf auch den evangelische Zweig der Familie Schlick und weitere Rebellen. Ferdinand II. ließ Johann Andreas von Schlick als einen der Führer der Aufständischen und weitere Mitglieder der Bewegung gegen die Habsburger hinrichten. Gleichzeitig wurden jene Gruppen, die zu ihm gehalten hatten, mit Ländereien der Geächteten begnadet, wie man damals sagte. Die erstaunliche Ausbeute ihrer Silberbergwerke machte die Grafen Schlick in kurzer Zeit zu einem der reichsten Adelsgeschlechter von Böhmen. Die Familie war bürgerlichen Ursprungs und ist bereits im 14. Jahrhundert in Eger nachweisbar. Der Patrizier Kaspar Schlick verdiente viel Geld im Tuchhandel, seine Nachkommen waren Kaiser Sigismund als Diplomaten zu Diensten, der auch König von Böhmen und Markgraf von Brandenburg war. Angehörige der Familie Schlick kletterten auf der gesellschaftlichen Leiter langsam nach oben und brachten manche Ländereien an sich. Auf ihren Grafentitel, der sich auf die norditalienische Stadt Bassano del Grappa bezog, müssen sie besonders stolz gewesen sein, weshalb die Joachimsthaler ihn ausdrücklich erwähnen.

Die weit verzweigte Familie hatte während des 16. Jahrhundert im Königreich Böhmen einiges zu bedeuten. Mitglieder bekleideten wichtige Positionen am Hof und in der Verwaltung. Mehrere Angehörige schlossen sich frühzeitig der lutherischen Reformation an, andere blieben katholisch. In den Glaubenskriegen Mitte des 16. Jahrhunderts engagierten sich die dem Luthertum anhängenden Familienmitglieder gegen die katholischen Habsburger und verloren während des Schmalkaldischen Krieges nach der Schlacht von Mühlberg im 24. April 1547 Sankt Joachimsthal und weitere Besitzungen an die siegreichen Habsburger. Nach der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 verlor der evangelische Zweig der Familie sein Vermögen an den siegreichen König von Böhmen und römisch-deutschen Kaiser Ferdinand II. Johann Andreas von Schlick wurde als einer der Führer des böhmischen Aufständischen hingerichtet. Dagegen wurden jene Mitglieder der Familie, die zu den Habsburgern gehalten hatten, mit Ländereien der Geächteten begnadet, wie man damals sagte.

29. November 2021

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