"Er weicht der Sonne nicht"
Manfred Olding publiziert in neuem Katalog die Münzen der preußischen Könige Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I.



Kurfürst Friedrich III. "erhob" sich mit kaiserlicher Genehmigung am 18. Januar 1701 in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen und setzte sich die mit Brillanten beschmückte Krone auf den Kopf. Sein Sohn Friedrich Wilhelm I., genannt Soldatenkönig" beendete den bisherigen Prunk und Protz, tilgte die Schulden seines Vaters und pflegte einen eher bescheidenen Lebensstil.







Auf dem Krönungstaler von 1701 und den darauf folgenden Ordenstalern und Dukaten lässt Friedrich I. mit dem Motto SUUM CUIQUE des von ihm gestifteten Hohen Ordens vom Schwarzen Adler sich, seinesgleichen und seine Untertanen wissen, dass "Jedem das Seine" sei.



Der Dukat von 1714 mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens zeigt Friedrich Wilhelm I. noch mit voluminöser Allongeperücke. Wenige Jahre später schaffte er diesen Kopfputz in seinem Machtbereich ab und führte bei sich und seiner Armee den dünnen Zopf ein.



Der halbe Taler wurde 1722 anlässlich der Huldigung von Friedrich Wilhelm I. in Stettin geprägt. Die an der Ostsee gelegene Stadt, die Odermündung und die ganze Region waren im Ergebnis des zwischen Schweden und Preußen 1720 abgeschlossenen Friedens von Stockholm an Preußen gefallen. Der König ließ in der Stadt an der Peene ein mit dem gekrönten preußischen Wappen geschmücktes Triumphtor errichten, das Berliner Tor genannt wird und heute noch steht.



In zahlreichen Mandaten befahlen die Hohenzollern ihren Untertanen, sich von falschen Münzen fernzuhalten und zeigten, welche ausländischen Sorten wie die so genannte Frantzmünzen zugelassen sind und welche nicht. (Fotos/Repros: Caspar)

Preußens erster König Friedrich I. war bei den Geschichtsschreibern und in der eigenen Familie wenig beliebt. Vor allem sein Enkel, Friedrich II., äußerte sich kritisch über den Herrscher, der Günstlinge machen ließ, was sie wollten, und der Millionen von seinen Untertanen abgepresste Taler für Prunk und Protz aus dem Fenster warf. "Friedrich I. war klein und ungestaltet, seine Gesichtsbildung gemein und seine Mienen dabei auch stolz, seine Seele glich einem Spiegel, der alles, was vor ihm ist, auffasst, sie gab sich jedem Eindruck hin. Wer einmal eine gewisse Gewalt über ihn gewonnen hatte, konnte seinem Geist, der aus Eigensinn heftig und aus Sorglosigkeit sanft war, entflammen oder dämpfen. Er verwechselte Eitelkeit mit wahrer Größe und hing mehr am Glanze, der blendend, als an dem Nützlichen, das nur dauerhaft ist. Um sich die Königswürde zu verschaffen, opferte er in den verschiedenen Kriegen des Kaisers und seiner Bundesgenossen dreißigtausend Mann auf, und doch strebte er in keiner andern Absicht so eifrig nach ihr, als um seine Lust am Zeremoniell befriedigen und durch einen scheinbaren Vorwand die Verschwendungen seiner Prunksucht rechtfertigen zu können."

Standeserhöhung unter strengster Geheimhaltung

Bei seinem vernichtenden Urteil übersah Friedrich der Große, dass er es seinem Großvater verdankte, eine Königskrone tragen zu dürfen und im Konzert der damaligen Großmächte mitspielen zu können. Die unter strengster Geheimhaltung vorbereitete "Standeserhöhung" des Kurfürsten von Brandenburg zum König "in" Preußen am 18. Januar 1701 war die wohl wichtigste Leistung Friedrichs I., der 1688 mit 31 Jahren als Friedrich III. nach dem Tod seines Vaters, des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, den brandenburgischen Thron bestiegen hatte und als großartiger Bauherr, aber auch Stifter der Akademien der Künste und der Wissenschaften in Berlin sowie der Universität in Halle an der Saale und der Berliner Charité in guter Erinnerung bleibt.

Die in Berlin, Königsberg, Magdeburg, Minden und Neuenburg geprägten Münzen der ersten beiden Preußenkönige Friedrich I. und seines Sohns, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. sind beliebte Sammelstücke, und sie sind seit ihrem Erscheinen auch Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. Jetzt hat der Osnabrücker Münzhändler und Münzforscher Manfred Olding im Rahmen seiner Kataloge über die Münzen und Medaillen der Hohenzollern ein neues Buch herausgebracht, das alles Wissen über die Silber- und Goldmünzen der ersten beiden Preußenkönige zusammenfasst und mit zahlreichen Bildern sowie Verweisen auf die numismatische Literatur untermauert. Das Buch "Die Münzen des Königreichs Preußen von 1701 bis 1740. Katalog der Prägungen der Könige Friedrich I. (1701-1713) und Friedrich Wilhelm I. (1713-1740)" erschien 2021 im Battenberg Gietl Verlag GmbH Regenstauf, hat 181 Seiten, zahlreiche Abbildungen und kostet 49 Euro (ISBN 978-3-86646-208-3). Von jetzt an werden Forschung und Münzhandel nach diesem neuen "Olding" zitieren, so wie sie es bereits bei den anderen, ähnlich aufgebauten Referenzwerken dieses nimmermüden Autors tun.

Bisher unbekannte Ausgaben publiziert

Vieles ist über die mit Bildnissen der beiden Könige, ihren Monogrammen und dem preußischen Adler mit der darum gelegten Kette des 1701 von Friedrich I. gestifteten Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und der Umschrift "SUUM CUIQUE" (Jedem das Seine) beziehungsweise dem zur Sonne fliegenden Wappenvogel mit dem Wahlspruch "NEC SOLI CEDIT" (Er weicht der Sonne nicht) bekannt. Die aus der Antike stammende Ordensdevise bedeutet, dass jedem Menschen das zukommt, was ihm von imaginären Mächten zugeteilt ist und ihm zusteht. Den Wahlspruch haben die Nationalsozialisten in zynischer Weise über den Toren ihrer Konzentrationslager angebracht, um die Häftlinge zu verhöhnen.

Manfred Olding hat in verschiedenen Sammlungen und Angeboten des Münzhandels unbekannte Varianten und Jahrgänge aufgespürt und kann so die reiche Münzprägung der beiden Könige aus dem Hause Hohenzollern in unerreichbarer Vollständigkeit präsentieren. Dabei weiß er, dass sicher auch in Zukunft das eine oder andere unedierte Stück zum Vorschein kommen wird. Bei seiner Recherche hat der Verfasser gesehen, dass ältere Publikationen und Kataloge nicht ohne Fehler sind, ja auch Stücke erwähnen, die es aber nicht gibt. Olding korrigiert Zuweisungen, die Schrötter vorgenommen hat und erwähnt die Verwendung fremder Münzen durch Überprägung mit preußischen Stempeln.

Das wie die Vorgänger hervorragend illustrierte Buch enthält neben biographischen Angaben über damals tätige Münzmeister und Stempelschneider einschließlich ihrer Signaturen sowie über Münzfüße und die Mengen der nach 1701 geprägten Kurant- und Scheidemünzen. Die Kursmünzen aus Gold und Silber sowie einige Gedenkmünzen auf die Krönung von 1701 sowie Todesfälle, Huldigungen und eine Prinzenhochzeit von 1706 sind in allen erreichbaren Varianten aufgelistet und abgebildet. Das hilft Sammlern und Museologen, bei ihnen befindliche Exemplare besser als bisher einzuordnen. Da von den gleichen Werten und Jahrgängen mehrere Varianten existieren kann man schließen, dass es einen großen Stempelverbrauch gegeben hat und stattliche Prägemengen erzielt wurden. Weil aber viele Stücke später eingeschmolzen wurden, blieb von ihnen nur ein Bruchteil erhalten und erzielt vor allem in hervorragender Erhaltung beträchtliche Preise.

Prägungen für das ferne Fürstentum Neuenburg

Da sich nicht alle Leser in der brandenburgisch-preußischen Historie und Münzgeschichte auskennen, wäre es hilfreich gewesen, wenn Olding kurz und bündig den Hintergrund beispielsweise der Krönungsdukaten erläutert hätte, die 1701 bei den Feierlichkeiten in Königsberg unters Volk geworfen wurden. Das gilt auch für Silbermünzen, die Friedrich Wilhelm I. bei seiner Huldigung 1721 in Stettin ohne Adler, aber mit gebogenen Schriftzeilen hat prägen lassen, und für andere Münzen. Nicht jeder besitzt die über hundert Jahre alten Grundlagenwerke von Friedrich von Schrötter mit diesbezüglichen Angaben und Erläuterungen über die Arbeitsweise der preußischen Münzstätten, ihre technische Ausstattung und das dort tätige Personal. Fragen stellen sich bei den Ausgaben für das in der Schweiz gelegene Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel), das 1707 während des Spanischen Erbfolgekriegs an das 800 Kilometer weit entfernte Preußen fiel und eine kleine, aber feine Münzprägung mit dem Neuenburger Wappen und dem preußischen Adlerschild in der Mitte besaß. Da die unter preußischer Herrschaft stehenden westfälischen Städte Hamm und Soest zwischen 1701 und 1740 Kupferdreier geprägt haben, die aber die Zugehörigkeit zum Hohenzollernstaat nicht erkennen lassen, hat der Verfasser auch sie in ein Buch aufgenommen.

Manfred Olding weist zu Beginn des Buches darauf hin, dass ältere Kataloge nicht immer fehlerfrei sind. Er stellt einiges richtig und verweist auf ältere Publikationen, in denen auf solche Mängel hingewiesen wird. Er geht an anderer Stelle auf dubiose "Taler" von 1730 ein, die mit gestohlenen Vorderseitenstempeln und neu geschnittenen Rückseitenstempeln mit dem gekrönten Monogramm FWR (Fridericus Wilhelmus Rex) angeboten wurden und gelegentlich auch heute im Handel zu finden sind. Wünschenswert wäre auch ein Blick auf die preußische Münzwirtschaft unter Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. gewesen, denn es gab im Land der Hohenzollern eine aus französischen "Laubtalern" bestehende Parallelwährung. Dieses so genannte Franzgeld wurde verwendet, wenn landeseigene oder von auswärts eingeführte Münzen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung standen. In aller Kürze auf diese Aspekte und auch die Mahnungen in königlichen Edikten vor falschen oder minderwertigen Münzen einzugehen, hätte dem so wichtigen und bei den Münzen in letzte Details gehenden Katalog gut getan. Leerseiten am Ende des Buches hätten damit gut gefüllt werden können.

21. Juli 2021

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"