Helmut Caspar

DEUTSCHLAND 1989 -
ein Jahr, das unser Land veränderte


Michael Imhof Verlag

Großformat 24 x 31 cm,
192 Seiten, 175 Abbildungen, Hardcover
ISBN 978-3-86568-464-6
Euro 19,95 CHF 35,90
Euro (A) 20,55

Zwanzig Jahre ist es her, dass sich in der DDR massenhafter Bürgerprotest gegen die SED-Herrschaft, gegen tägliche Bevormundung, Überwachung, Wahlfälschung und schamlose Unterdrückung der Meinungsfreiheit erhob. Die von der Realität entrückte Führung des hoch verschuldeten Arbeiter-und-Bauern-Staats provozierte die Bevölkerung durch geschönte Statistiken und die Aussage, die Mauer werde noch hundert Jahre stehen und die in der Sowjetunion praktizierte „Glasnost und Perestroika“ seien für die DDR kein Vorbild. Mit ihrem Ruf nach wirklicher Demokratie, spürbarer Verbesserung der Lebensverhältnisse und Reisefreiheit, nach einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ vereinten sich unzählige DDR-Bürger im Herbst 1989 zu Friedensgebeten und Montagsdemonstrationen. Gegen die Massenproteste unter dem Motto „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ konnten Honeckers und Mielkes Knüppelgarden nichts auszurichten. Ein Blutbad nach chinesischem Muster fand zum Glück nicht statt. Die „deutsche Oktoberrevolution“ zwang Honecker zur Andankung, brachte die Mauer zu Fall und führte knapp ein Jahr später zur deutschen Wiedervereinigung.

Der Berliner Historiker und Journalist Helmut Caspar schildert, bei den deutschen Revolutionen von 1848 und 1918 beginnend, dass diese Entwicklung viele Mütter und Väter hatte. Vor allem war es mutigen Bürgerrechtlern sowie einmalig günstigen außenpolitischen Faktoren zu verdanken, dass der Ruf nach „Deutschland einig Vaterland“ am 3. Oktober 1990 in Erfüllung ging. Der Verfasser schöpft bei seinen Darlegungen vielfach aus eigenem Erleben, er zeigt, welche Vorbehalte im In- und Ausland gegen den Einigungsprozess bestanden, welche Mühen und Rückschläge, welche Erwartungen und Enttäuschungen es auf diesem steinigen Weg gab und warum noch heute eine „Mauer in den Köpfen“ existiert.

Indem das Buch vor 20 Jahren entwickelte Konzepte für ein friedliches Nebenherbestehen beider deutscher Staaten erwähnt und zeigt, unter welch hohem Zeit- und Erwartungsdruck der Wiedervereinigungsprozess stand, wendet es sich gegen die gefährliche, durch zunehmendes Vergessen und Verdrängen, aber auch durch aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Probleme geförderte Verklärung der DDR, derzufolge es damals „nicht alles schlimm“ war. Aufgeschlagen wird ein spannendes Kapitel deutscher Zeitgeschichte, in dem sich bewahrheitet, dass Volkes Wille Kolosse auf tönernen Füßen und Mauern aus Beton einstürzen lässt und Diktaturen nicht ewig Bestand haben müssen.