Helmut Caspar

Torburg, Kaiserkopf und Reichsadler. Ein Streifzug durch die Welt der deutschen Städtemünzen.

Money trend Verlag Wien 2019, 298 Seiten, zahlr. meist farbige Abb., 33 Euro (ISBN 978-3-9504195-6-6)

Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und umliegenden Regionen besaßen zahlreiche Reichs-, Freie und weitere Städte das Münzrecht. Die Kaiser sowie geistliche und weltliche Fürsten hatten ihnen das einträgliche und prestigeträchtige Privileg gegen Geldzahlungen, aber auch für Treue in kriegerischen Zeiten und aus anderen Gründen verliehen. Es gab Perioden, in denen in etwa 90 Städten der Prägehammer kraftvoll geschwungen wurde, und solche, als man ihn ruhen ließ. Manche Kommunen übten ihr Münzrecht über Jahrhunderte aus, andere taten dies für nur wenige Jahre. Es gab Städte, die ihr Geld auswärts prägen ließen, weil für sie der Unterhalt einer eigenen Münzschmiede zu teuer war oder man anderswo bessere Ergebnisse erzielte als sie in den eigenen Mauern. Wer zu welcher Zeit das Münzrecht erwarb und was da geprägt wurde, schildert das neue Buch „Torburg, Kaiserkopf und Reichsadler. Ein Streifzug durch die Welt der Städtemünzen“. Von einem Sammler für Sammler geschrieben, möchte es dazu anregen, diesem interessanten Gebiet Aufmerksamkeit zu schenken, für das der Münzhandel stets gute Angebote bereit hält.

Die Münzen und Medaillen der Städte sind gut erforscht und publiziert. Das betrifft auch Verträge, die Münzstände einer Region vereinbart haben, um ihrem Geld zu höherer Akzeptanz zu verhelfen und es vor betrügerischen Machenschaften zu schützen. Was bisher noch nicht existierte, ist die jetzt vorgelegte Überblicksdarstellung, die von Aachen bis Zwolle gehend zusammenfasst, welche Stadt ihre Münzgerechtigkeit nutzte und unter welchen Umständen sie diese wieder verloren ging. Beim Anblick der Groschen und Schillinge, Gulden, Taler und Dukaten sollte nicht übersehen werden, dass es hinter den dicken Mauern, mit denen die Städten umgeben waren, ein großes Gefälle zwischen Oben und Unten und Streit zwischen den Bürgern und den sie umgebenden geistlichen und weltlichen Fürsten gab. Alle die Diskrepanzen, Begehrlichkeiten und Machtansprüche führten zu politischen und sozialen Spannungen, die in gewaltsamen Erhebungen gipfelten. Hinzu kamen Pest, Feuersbrünste, Kriege und Belagerungen, die den Bewohnern und ihren durch Mauern geschützten Gemeinwesen so schwere Schäden zufügten, dass es lange dauerte, bis diese behoben wurden.

Mit dem ein- oder zweiköpfigen Reichsadler, Wappenschildern, Stadtansichten und Allegorien und dem Bildnis und Titel des jeweils in Wien regierenden römisch-deutschen Kaisers geschmückt, sind die Münzen beliebte Sammelstücke, die in einer Fülle von Publikationen erfasst sind. Das neue Buch tritt mit ihnen nicht in Konkurrenz, es ist auch kein Katalog der üblichen Art, sondern zeigt im Überblick, was zum Thema „Städtemünzen“ zu sagen und warum es reizvoll ist, sich mit diesem zu befassen. Wer es ganz genau wissen möchte, muss die einschlägige Literatur studieren, die am Schluss aufgeführt ist. Da in den vergangenen Jahrhunderten Unmassen geprägten Metalls eingeschmolzen wurden, um es für die Herstellung neuer Münzen zu verwenden oder es der Gold- und Silberschmiedeindustrie zuzuführen, sind viele Stücke selten. Zum Glück entging nicht alles dem Tod im Tiegel, so dass man sich nach und nach eine stattliche Kollektion aufbauen kann.

Auf Perioden wirtschaftlicher Prosperität und städtischen Selbstbewusstseins folgten Zeiten, in denen die Städte von äußeren Feinden bedroht und belagert wurden. Manchmal gingen Münzakten bei verheerenden Stadtbränden verloren, doch haben sich städtische Magistrate ihrer auch entledigt, wenn das Münzprivileg erloschen war und man auf die alten Urkunden nicht mehr zu benötigen glaubte. So kann heute nicht immer gesagt werden, wann eine Stadt das Recht zur Münzprägung erworben hat. Fest steht aber, dass es unter den uns überlieferten Münzen und Medaillen, die man bei diesem Thema nicht außer Acht lassen wird, bedeutende Raritäten gibt. Das rief schon immer Fälscher auf den Plan, und ist man beim Erwerb bestimmter Stücke gut beraten, ihre Echtheit in Münzkabinetten und beim Handel prüfen zu lassen. Auch dazu gibt das Buch die passenden Hinweise.