Helmut Caspar

Berliner Jeschichten - Geschichte Berlins

Edition Bodoni, Berlin 2015,
273 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 14 Euro
(ISBN 978-3-940781-58-1)

Viele Ereignisse der Berliner Geschichte sind dem Vergessen anheimgefallen, manches wurde und wird verdrängt und verfälscht, und es gibt Übertreibungen und Untertreibungen. Das neue Buch von Helmut Caspar möchte Urberlinern, Neuberlinern und Touristen bei ihrer Reise durch Abseitiges und Merkwürdiges, durch Tatsächliches und Erlogenes, durch Heiteres und Tieftrauriges helfen und bietet eine Auswahl von Episoden aus der fast achthundertjährigen Stadtgeschichte. Dabei nehmen die Gegensätze zwischen Arm und Reich, Oben und Unten, Adel und Bürgertum sowie Maßnahmen der Obrigkeit großen Raum ein, den Widerstand von Handwerkern und Arbeitern gegen schlechte Lebensbedingungen und Bezahlung mit Waffengewalt zu brechen.

Vom frühen Mittelalter über Zeiten zwischen finsterer Unterdrückung und kulturvollen Zusammenlebens bis in die Gegenwart reichend, schildert der reich illustrierte Band, wie man immer wieder versucht hat, verheerender Stadtbrände, zum Himmel stinkenden Unrats und schrecklicher Hungersnöte Herr zu werden. Das Buch behandelt den für Kultur und Wirtschaft segensreichen Zuzug von Fremden bereits vor 300 Jahren, den Aufstieg der Stadt von der preußischen Residenz zur Reichshauptstadt, die Querelen rund um die Bildung von Großberlin 1920 ebenso wie Gewaltakte gegen die jüdische Bevölkerung, die nicht erst in der Zeit des Nationalsozialismus viele Opfer forderten. Es macht mit „Jeschichten“ rund um berühmte Bauwerke und Brücken bekannt und geht auch der Frage nach, warum ein berühmter Museumsdirektor beim Ankauf eines teuren Kunstwerks ganz daneben lag.

Der Verfasser schildert Höhen- und Tiefpunkte im Zusammenleben der Berliner sowie Methoden, wie man Rechtsbrecher unter den Augen von Schaulustigen auf grausame Weise vom Leben zum Tod beförderte, was es mit dem Totentanz in der Marienkirche auf sich hat, warum ein Akademiepräsident zum Hofnarren degradiert wurde, warum so viele französische Wörter in unserer Alltagssprache vorkommen und was es mit der Legende auf sich hat, dass die Quadriga auf dem Brandenburger Tor mit ihren Pferden auch schon mal stadtauswärts gefahren ist. Selbstverständlich kommen Berliner Spitznamen, Typen und Redewendungen vor, und am Schluss wird ein Blick auf die Zeichnungen von Heinrich Zille geworfen, der uns auf unnachahmliche Weise das elende Leben der Berliner Arbeiter und Kneipengänger überliefert hat.