Potsdam erhält seine historische Mitte zurück. - Bilder ab Herbst 2011

Das am 14. April 1945 durch einen englischen Bombenangriff stark beschädigte und 1959/60 auf Befehl des SED-Chefs Walter Ulbricht abgerissene Stadtschloss erlebt als Sitz des brandenburgischen Landtags seine Wiedergeburt. Zügig wird das Gebäude am historischen Ort hochgezogen, wobei die Betonmauern mit Ziegelsteinen sowie mit Säulen und Pilastern aus Sandstein verkleidet werden. Hier der Blick auf eine Ecke an der Lustgartenseite hinüber zum Marstall, der als Filmmuseum mit der neuen ständigen Ausstellung „Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg“ genutzt wird.


Wer an die Brache gewöhnt war, die das kommunistischem Bildersturm geopferte Stadtschloss hinterlassen hatte, muss sich umstellen. Denn jetzt wird es in Potsdams Mitte eng, die Straßenbahn umrundet in weitem Bogen das künftige Landtagsgebäude. Diese Ansicht zeigt eine Ecke am Alten Markt und im Hintergrund die nach Karl Friedrich Schinkels Plänen erbaute Nikolaikirche. Der Alte Markt soll in den nächsten Jahren seine historische Randbebauung zurück bekommen. Zu diesem Zweck wird das Palais Barberini nach historischen Plänen wieder aufgebaut.


Lange stand das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende und originalgetreu rekonstruierte Fortunaportal des Stadtschlosses als einsamer Mahner am Rand des Alten Markts in Potsdam. Jetzt schließen sich die Mauern um diesen prachtvollen Eingang, und es zeichnen sich langsam die Konturen der ehemaligen Hohenzollernresidenz ab, die auf Befehl Friedrichs des Großen durch den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ihre endgültige Gestalt erhielt. Ihre weitgehend originalgetreue Rekonstruktion zumindest im Außenbereich ist möglich, weil viele aussagestarke Bauzeichnungen und Fotografien existieren, aber auch zahlreiche beim Abbruch von 1959/60 geborgene Steine und Figurenreste als Vorlagen gute Dienste tun.


Von der Kuppel der Nikolaikirche hat man einen prächtigen Blick auf Potsdam. Der Weg in die Höhe führt über etwa 220 Stufen einer engen Wendeltreppe.


Auf dem Alten Markt wirbt eine barocke Skulptur für Spenden zum Wiederaufbau des Stadtschlosses und für die Wiedergewinnung der historischen Mitte der brandenburgischen Landeshauptstadt.


Am Standort der in DDR-Zeiten abgerissenen Garnisonkirche in der Breiten Straße signalisieren eine bemalte Plastikplane sowie Sandsteinfiguren, dass das Gotteshaus oder wenigstens sein hoher Turm in den nächsten Jahren wieder aufgebaut werden soll.


Blick von der Kuppel der Nikolaikirche auf das barocke Rathaus mit der vergoldeten Atlas-Figur auf der Turmspitze


Von oben hat man einen hervorragenden Blick in den Hof der Schlossbaustelle am Alten Markt. Es wird nicht lange dauern, dann zieht hier der brandenburgische Landtag ein.


Fast fertig saniert und restauriert ist die unter der Herrschaft Friedrichs des Großen errichtete Kolonnade hinter dem Neuen Palais im Park von Sanssouci. Die üppig dekorierte Säulenhalle entstand 1769 als Siegesmonument zur Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg sowie als prunkvoller Abschluss des königlichen Gartenreichs am Rande von Potsdam. Da die Kolonnade stark abgewittert war, mussten zahlreiche Architekturdetails und Skulpturen durch Kopien aus Sandstein ausgetauscht werden. In wenigen Wochen sollen die Gerüste fallen.


Das Neue Palais ist Schauplatz der Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg „Friederisiko“ anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich dem Großen vom 28. April bis 28. Oktober 2012. In 70 Räumen werden auf 6000 Quadratmetern Fläche Gemälde, Skulpturen, Möbel und andere Hinterlassenschaften aus der Zeit des Hohenzollernherrschers gezeigt. Die Schlösserstiftung verspricht neue Erkenntnisse über ihn und verspricht, dass man den „Alten Fritz“ neu kennen gelernt hat, wenn man nach dem Besuch des Neuen Palais wieder ins Freie tritt.


Das Neue Palais ist das wichtigste Exponat in der Friedrich-Ausstellung der Preußischen Schlösserstiftung. Ein besonderes Prunkstück ist das barocke Schlosstheater, eine der wenigen in Deutschland noch erhaltene noch weitgehend im Original erhaltene Bühnen.


Bis Anfang März 2013 zeigt das Filmmuseum im Potsdamer Marstall die Ausstellung "Der falsche Fritz". Sie stellt Friedrich-Filme von der Stummfilmzeit bis heute vor und vermittelt mit Erzählungen von Schauspielern, Regisseuren, Drehbuchautoren und anderen Zeitgenossen sowie Drehbüchern, Szenenfotos, Tonaufnahmen, Kostümen und Plakaten, wie mit cineastischen Mitteln der Mythos Friederich der Große bedient wurde und wie man den Preußenkönig heute sieht. Neben Hauptdarsteller Otto Gebühr werden weitere Schauspieler in Friedrich-Rollen gewürdigt, darunter Herwart Grosse, Carl-Heinz Schroth, Arno Wyzniewski und Jürgen Vogel.


Bei den Fridericus-Filmen und vielen anderen Historienschinken kamen Kunst, Kitsch und Kommerz aufs Beste zusammen. Wenn es passte, dichtete man dem König von Preußen sogar erotische Abenteuer mit schönen Rokoko-Damen an.


Otto Gebühr posiert mit Statisten vor dem Potsdamer Stadtschloss. Dieses wird derzeit als brandenburgischer Landtag aufgebaut, das Filmmuseum lädt im Marstall nebenan zum Besuch ein. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der von Annette Dorgerloh und Marcus Becker herausgegebene Katalog mit 159 Seiten und zahlreichen Abbildungen kostet 16 Euro


Lange waren Säulen und Reliefs im Hof des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt dekorativ aufgestellt. Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Relikte sind bereits Teil der Fassade des nicht weit davon am Alten Markt gelegenen Stadtschlosses.


Gute Fortschritte macht der Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses als brandenburgischer Landtag. Die Dächer sind zum großen Teil bereits mit Kupferblech belegt, und auch der Säulenschmuck aus der Zeit Friedrichs II. ist schon zu erkennen. In nicht allzu langer Zeit gelangt man durch das Fortunaportal (rechts neben Obelisk) in den Hof des Barockbauwerks.


Wenn Kaiser Wilhelm II. nach seinen vielen Reisen im blaugestrichenen Salonzug nach Potsdam zurück kehrte, machte er im Bahnhof Wildpark kurze Rast, um dann in Kutschen oder mit dem Automobil weiter ins nahe gelegene Neue Palais zu fahren. Der vom Hofarchitekten Ernst Eberhard von Ihne im Jahr 1906 errichtete “Kaiserbahnhof” war lange Zeit eine Halbruine und wurde in den vergangenen Jahren umfassend restauriert und saniert.


Wichtigstes Exponat der bis Ende Oktober 2012 laufenden Ausstellung “Friederisico” ist das Neue Palais, ein riesiger Palast im Park von Sanssouci, den König Friedrich II. nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) als fürstliche Unterkunft für sich selbst, seine Familie und Staatsgäste erbauen ließ, aber auch um der Welt zu zeigen, dass Preußen nach diesem Krieg nicht am Boden liegt. Zu den schönsten Räumen gehört der Muschelsaal, der vor einiger Zeit restauriert wurde.


Dass Friedrich II. ein großer Sammler war und Freude an antiken Skulpturen sowie von Gemälden, Münzen und Gemmen hatte, wird im Neuen Palais durch eine Auswahl der von ihm erworbenen Kunstwerke demonstriert. Im Unteren Vestibül geben sich antike Götterfiguren ein Stelldichein.


In der Marmorgalerie des Neuen Palais demonstriert die Preußische Schlösserstiftung, was zu Zeiten Friedrichs II. Tafelgeschirr aus Silber, Porzellan und Gold, Kristallleuchter, Uhren sowie andere Ausstattungsstücke preußischer Schlösser gekostet hat und wie gering Bedienstete des Königs von Preußen entlohnt wurden. Allein eine Marmorplatte in den Maßen 30 mal 30 mal ein Zentimeter kostete 260 Taler. Das Jahresgehalt des Hofcembalisten Carl Philipp Emanuel Bach, eines Sohns des Leipziger Thomaskantors, betrug schäbige 300 Taler im Jahr, ein Generalfeldmarschall bekam 7000 Taler im Jahr sowie Sonderzuwendungen, und Prinz Heinrich, der in Rheinsberg residierende Bruder Friedrichs II., erhielt eine jährliche Apanage von 100 000 Talern.

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