Mit Schutzanzug und Atemmaske -
Reste der mittelalterlichen Stadtmauer werden von Bauschülern gereinigt und restauriert



Von der mittelalterlichen Stadtmauer sind nur noch 120 Meter übrig geblieben. (Foto: Caspar)

Wie alle mittelalterlichen Städte, so war auch die Doppelstadt Berlin-Cölln vor Jahrhunderten von einer Stadtmauer aus Feld- und Ziegelsteinen umgeben. Reste haben sich wie durch ein Wunder im Bezirk Mitte an der Waisenstraße, nicht weit von der Parochialkirche und dem Restaurant „Zur letzten Instanz“ entfernt, erhalten. Obwohl es sich um ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte handelt, kennt kaum jemand die 120 Meter lange Umfriedung, was wohl auch mit ihrem wenig erfreulichen Zustand zu tun hat. In den kommenden drei Jahren sollen die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammenden und danach immer wieder ergänzten Fragmente restauriert und vor weiterem Verfall gesichert werden. Die Initiative für die Rettung dieses einzigartigen Zeugnisses ältester Stadtgeschichte geht vom Verein Denk mal an Berlin e. V., dem Bezirk Mitte und dem Landesdenkmalamt aus. Mit der Ausführung der Arbeiten unter fachgerechter Anleitung sind Schüler der Knobelsdorff-Schule in Spandau betraut. Sie absolvieren an dem Oberstufenzentrum Bautechnik I Berlin eine dreijährige Ausbildung, zu der auch praktische Arbeiten an historischen Bauwerken gehören, wie Fachbereichsleiter Wolfgang Kaleß sagt. „Für die jungen Leute sind die Mauerreste eine große Herausforderung, sie müssen sehr vorsichtig an die Steine gehen und alles vermeiden, was die Oberfläche verletzen könnte“, so Kaleß. Geplant sei neben der Reinigung der Steinoberfläche auch die Verfugung der Räume zwischen den Feld- und den Ziegelsteinen, aber auch die Sicherung des Bauwerks durch eine neue Mauerkrone vor eindringendem Wasser. Nicht geplant sei die Ausfüllung von Räumen zwischen einzelnen Mauerstücken. Das wäre eine Rekonstruktion, die denkmalpflegerischen Grundsätzen widerspräche.

Mit Schutzanzug und Atemmaske bekleidet, reinigen die angehenden Bauhandwerker und Restauratoren mit einem Mikrofeinwirbelstrahlverfahren die drei bis fünf Meter hohe Mauer von jahrhundertealtem Schmutz, kristallinen Ausblühungen, Brandresten und Mikroorganismen. „Das ist eine staubige Angelegenheit, deshalb diese Vermummung. Nach der Trockenreinigung, für die etwa vier Wochen angesetzt sind, wenden wir Dampfstrahlverfahren an. Bei einem Druck von 100 bar verschwinden letzte Schmutzpartikel“, sagt Martin Hartmann, Schüler des Ausbildungsgangs „Technische Assistenten für Denkmalschutz“.

Da das Vorhaben vom Bezirk Mitte noch nicht ganz finanziert ist, hilft der Verein Denk mal an Berlin e. V. bei der Beschaffung der fehlenden Mittel in Höhe von über 30 000 Euro. Jeder Betrag ist auf das Konto bei der Deutschen Kreditbank AG Kontonummer 104 347 36, BLZ 120 300 00, ist willkommen; Spendebescheinigungen können ausgestellt werden.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"