Volksaufstand gegen Königsherrschaft - Bürgerinitiative lädt am 18. März zum Gedenken an Barrikadenkämpfer ein




Gedenktafeln quer durch die Berliner Innenstadt weisen auf Orte hin, an denen sich Barrikadenkämpfer und preußisches Militär blutige Kämpfe lieferten. Diese Tafel hängt an einer Hauswand in der Jägerstraße, Nikolaiviertel.



Auf dem Friedhof der Märzgefallenen finden alljährlich am 18. März Ansprachen und Kranzniederlegungen statt, die Feierstunde beginnt am 18. März um 17 Uhr. (Fotos: Caspar)

Die Bürgerinitiative „Aktion 18. März“ lädt zu Gedenkstunden ein, in denen an den Beginn der Revolution von 1848/49 und ihre Opfer erinnert, aber auch für die Zulassung des 18. März als Nationaler Gedenktag geworben werden soll. Zugleichsoll die erste und einzige freie Wahl in der damaligen DDR am 18. März 1990 gewürdigt werden. Am Donnerstag, dem 18. März, findet auf Platz des 18. März an der westlichen Seite des Brandenburger Tors um 15 Uhr eine Feier mit Gesang und Musik statt, in deren Mittelpunkt die Ziele und Ergebnisse der Volkserhebung vor 162 Jahren stehen und daran erinnert wird, dass vor genau 20 Jahren in der DDR in freier und geheimer Abstimmung eine neue Volkskammer gewählt wurde. Sie hatte den Weg zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 frei gemacht.

Der Aufstand vom 18. März 1848 und den folgenden Tagen richtete sich gegen die Hohenzollernherrschaft und für Verbesserung der Lebensverhältnisse des einfachen Volkes. Er forderte über zweihundert Todesopfer. Auf die wichtigsten Stätten der Barrikadenkämpfe und weiterer Ereignisse in den Revolutionsjahren 1848/49 weisen mehrere über die Berliner Innenstadt verteilte Gedenktafeln hin. Vom Berliner Schloss aus verneigte sich Preußens König Friedrich Wilhelm IV. vor den „Märzgefallenen“, die in einem langen Konvoi an ihm vorbei hinaus zum Friedhof der Märzgefallenen an der Landsberger getragen wurden. Noch in der folgenden Nacht schrieb er an seine "lieben Berliner" [1] und erklärte dabei, wie es aus seiner Sicht zu den blutigen Unruhen kam. Dabei machte er eine „Rotte von Bösewichtern, meist aus Fremden bestehend“ für deren Beginn verantwortlich. Ein Jahr später äußerte in einem vertraulichen Schreiben an den preußischen Gesandten in London die Meinung, dass gegen Demokraten nur Soldaten helfen.

Schon im 19. Jahrhundert forderten Bürgerrechtler, den Toten der Märzrevolution ein Denkmal auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Friedrichshain zu errichten. Daran wird auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Rahmen einer Kranzniederlegung ebenfalls am 18. März um 17 Uhr erinnert. Und es wird dann auch nachgewiesen, dass die wenigsten Revolutionäre von außerhalb kamen und dass auch Frauen unter ihnen waren.

Noch während der „Achtundvierziger Revolution“ hatte ein Bürgerkomitee zu einer Sammlung für ein Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand gegen Königsherrschaft und für demokratische Rechte und die Einheit Deutschlands aufgerufen und um Gestaltungsvorschläge gebeten. Jahrzehntelang wurde der Plan von offizieller Seite hintertrieben. In der Kaiserzeit hat man den Friedhof zeitweilig durch einen Bretterzaun abgeriegelt und versucht, die Hinterbliebenen der Revolutionsopfer zu bewegen, die Toten auf andere Friedhöfe umzubetten. Offenbar befürchteten die Behörden eine Umwidmung des Friedhofs in der Nähe des Friedrichshains als Gedenkstätte für die Revolution von 1848/49 und Versammlungsort der linken Opposition. Verweigert wurde die Aufstellung Inschriftensteins, weil „das Bauwerk eine Ehrung der dort begrabenen ,Märzgefallenen’ bezwecke, mithin eine politische Demonstration zur Verherrlichung der Revolution“ sei, so die Begründung. Auf Dauer aber konnte die Erinnerung an die Revolutionäre nicht gelöscht werden, und so wurden die von Sozialdemokraten zu Jahrestagen der Märzrevolution oder am 1. Mai organisierten Umzüge und Kundgebungen an den Gräbern der Märzgefallenen von der Polizei zwar nicht verhindert, aber misstrauisch beobachtet.

Nach dem Ende der Monarchie im Ergebnis der Novemberrevolution von 1918 gestaltete Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann den Friedhof um und umschloss die Grabsteine mit einer Mauer. Zur Jahrhundertfeier der Revolution 1948 wurde der Friedhof erneut verändert. Dabei hat man berücksichtigt, dass hier Ende Dezember 1918 auch Tote der Novemberrevolution bestattet wurden. An die Opfer beider Revolutionen erinnern heute sowohl eine Stele mit den Namen der Märzgefallenen und zahlreiche kleine Grabsteine als auch die bronzene Figur eines Roten Matrosen, der von Hans Kies geschaffen und 1960 aufgestellt wurde. Die Aktion „18. März“ und weitere Vereine möchten den Friedhof der Märzgefallenen, eine der wichtigsten Erinnerungsstätten des demokratischen Deutschland, in eine nationale Gedenkstätte erheben und neu gestalten.

[1] http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/1848/content/pageview/2233238

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